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Freitag, 20. April 2018
Aus „klick“ mach „swipe“ – Online-Dating_2.0
aylaelin, 15:35h
Nachdem die Trennung vom Vater meiner Kinder nun eine Weile zurück lag und ich mich in meinem neuen Leben zurecht gefunden hatte, dachte ich mir: Jo, so ganz langsam könnte man ja mal wieder in den Sattel steigen. Wer weiß wie lange es dauert. Es soll ja diesmal dann wirklich ‚für immer‘ sein. Wo aber lernt man als arbeitende, alleinerziehende Mama mit zwei Kindern einen netten Mann kennen, wenn man nur wenige kinderfreie Abende im Monat hat, an denen man – wie früher – auf ‚die Jagd‘ gehen kann? Eigentlich gibt es nur drei Möglichkeiten. Zu allererst natürlich der klassische, magische Zufall vom dem die größten Liebesgeschichten erzählen: Ein Unfall in der Rush-Hour. Sie im Auto, er auf dem Fahrrad. Ein Crash, ein Schock, ein besorgter Blick in die Augen des auf dem Boden liegenden Prinzen und ZOOM … na da kann ich ja lange warten, ob ich so viel Zeit habe? Alternativ kann man auch Männer aus der Vergangenheit akquirieren, mit denen es vor Jahren zwar immer mal funkte, aber – aus welchen Gründen auch immer – nie zum Finale gekommen ist … im Regelfall fällt einem beim Wieder-Kennenlernen der Grund warum es nie zu was gekommen ist aber wieder ein …. Und zu guter Letzt eben das altbewährte Internet.
Und so kam es, dass es – fast sieben Jahren nach meiner letzten „Online-Dating“-Studie –wieder soweit war. Ich war bereit – oder verzweifelt genug – den Singlebörsen eine neue Chance zu geben. Hochoptimistisch dachte ich: Als alleinerziehende Mitdreißigerin falle ich ja nun in eine ganz andere Kategorie, meine Zielgruppe ist eine andere und ich auch ich selbst unterliege einem anderen ‚Beuteschema‘. Zwei Kinder und ein Ex-Mann-in-Spe, das verschreckt das ganz ‚grobe‘ Publikum doch gleich, da bin ich sicher. Dachte ich ….
… ABER … ich kann es kaum in Worte fassen, aber … OH MEIN GOTT.
Es hat sich einiges getan in der Singlewelt des Internets:
Während die Mitzwanziger noch mit mehr oder wenigen kreativen Nicknames kämpften, ist es heut scheinbar üblicher einfach seinen Vornamen anzugeben. Nun, das beugt auf jeden Fall der ersten Peinlichkeit vor. Wobei mir „KingSizeCGN“, „MamasLiebling“, „BigDig80“, „Eselsrücken“ und „Intenso“ auch irgendwie ans Herz gewachsen waren … damals.
Bei den Profilbildern wird es dann aber wieder spannend. In Zeiten von Power-Selfieing hat ja jeder – ich kann mich da durchaus nicht ausnehmen, muss ich zu meiner Schande gestehen – 10.000 Aufnahmen von sich selbst mit ausgestrecktem Fotoarm auf dem ständig mitgeführten Smartphone. Wir wissen schon alle, dass wir auf 95% der Selfies außerordentlich unvorteilhaft aussehen, oder? – Nur mal so als kurzen Denkanstoß für zwischendurch… Jedenfalls die Bilder. In Zeiten von Tinder, Badoo und Finya – die in der Hauptsache für die Nutzung am Handy und nicht wie früher für den PC ausgelegt sind – klicken wir ja nicht mehr, sondern ‚swipen‘. ‚Swipe‘ (…für die Neulinge: wischen auf dem Display des Smartphones) nach links bedeutet „is nix“, ‚Swipe‘ nach rechts bedeutet „I like“. Daraus ergibt sich automatisch, dass das Profilbild über „alles oder nichts“ entscheidet. Als wäre die Online-Dating-Welt nicht schon oberflächlich genug gewesen, heute haben wir kaum noch Platz für einen individuellen Text. Ein paar Bilder, ein paar Eckdaten (Raucher/Nichtraucher; Single/Vergeben ….– Vergeben? Echt jetzt? Im SingleTool?!? Anderes Thema, aber … hä??? – …; Kinderwunsch; Größe; Gewicht; Augenfarbe …) und vielleicht noch 120 Zeichen für Freitext. Mehr ist für die persönliche Entfaltung nicht vorgesehen. Wozu auch? Man sieht ja in den neuen Apps tatsächlich nur das 1. Bild, für alles Weitere muss man aktiv ins Profil klicken, auf den ersten Blick gibt es nichts. Tja … wenn da das Profilbild nicht einschlägt wie eine Bombe ist man eh nach links verschoben.
Ich für meinen Teil habe mein Profilbild natürlich sorgfältig ausgewählt, das Profil um 2-3 weitere ergänzt, meine Eckdaten ausgefüllt und die maximale Zeichenzahl für meinen Freitext genutzt. DAS kann man von dem Großteil der Herren nicht behaupten. Die Meisten haben nicht mal die Eckdaten ausgefüllt, geschweige denn einen eigenen kreativen Satz formuliert um sich aus dem Standart-Selfie-Licht herauszuheben. Ich KANN also gar nicht anders, als 100% oberflächlich zu entscheiden, ob mir seine Nase passt oder nicht. Meistens bemühe ich mich einige Eckdaten aus den Fotos heraus zu interpretieren: Hält eine Zigratte. Raucher. Zack nach links. – Hat eine Katze, bin ich allergisch, zack nach links. – Knutschfoto mit einer Frau … ähhh … what ever, zack links….und so weiter und so fort…
Wenn man dann mal jemanden gesehen hat, dem man – nach sorgfältiger oberflächlicher Prüfung – rechts ‚geswiped‘ hat und dieser Jemand einen auch rechts gewischt hat, hat man die Möglichkeit ein Chatgespräch zu eröffnen. Ungeschriebenes Gesetz: „Wer zuletzt swiped, schreibt zuerst.“…macht durchaus Sinn.
Und jetzt wird es interessant. Böse pauschalisiert: Der Großteil der ‚Volltreffer‘ oder ‚Matches‘, – wie die gängigen Apps einen beidseitigen Rechtswisch titulieren – bei denen ich in der Pflicht war zuerst zu schreiben und mir selbstverständlich einen möglichst netten Erst-Kontakts-Text ausgedacht habe, verlaufen unbeantwortet im Sande. Woran das liegen mag, bleibt reine Spekulation. Höflich ist das nicht, aber das war ja tatsächlich vor sieben Jahren auch schon ‚normal‘. Manchmal habe ich auch das Glück nicht den Gesprächsstart zu beginnen und erhalte von einem attraktiven Herren ein: „Hi.“, wenn sich einer was richtig Kreatives ausgedacht hat auch ein „Hi, wie geht’s?“ … oder „Hei wi geht“ oder „Hey, du bist süß, hast du Lust auf Sex?“, oder auch „ficken?“ … Ja. Puh. Was soll ich sagen?!? Auf die letzten drei Anschriften einzugehen lohnt sich nicht, die werden halt einfach – auch ohne Rückantwort – verspätet ‚ge-links-swiped‘. Kommen wir also zur Begrüßungsfraktion. Grundsätzlich ist es ja nett ein Gespräch mit einer Begrüßung zu starten. Leider verlaufen die Gespräche dann im Regelfall so: „Hi.“ – „Hi auch“ – „Wie geht’s?“ – „Gut, danke und selbst?“ … ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass ich über die Wie-Geht’s-Frage eigentlich mal eine eigene Geschichte schreiben sollte, denn wen interessiert das denn schon wirklich? … vielleicht sollte ich mal antworten „Ach weißt du, mir geht’s im Moment grad gar nicht gut, weil….“, das wäre sicher mal ein interessantes Gespräch…aber zurück zum Thema: Die Wie-Geht’s-Floskel erhält natürlich ein ordnungsgemäßes „Gut, danke. Und dir“ – „Auch gut.“ – „Schön“ – „Ja.“ …. Hier ist in den meisten Fällen Ende. Manchmal folgt noch ein halbherziges „Was treibt dich hierher?“ … Ernsthaft? Was treibt mich auf eine Dating-App? Die Suche nach einem Hochzeitredner für meine bald anstehende Traumhochzeit mit meinem Traumprinzen wird es wohl nicht sein, oder?!? …
Manchmal, ganz manchmal, kommt aber doch ein kleiner Small-Talk zustande. Im Regelfall verabschiedet man sich dann relativ schnell von der komplizierten Dating-App und wechselt zum altbekannten und deutlich praktischeren WhatsApp. Da geht es dann weiter. Als alleinerziehende Mama mit zwei Kindern, die gegen 19:00Uhr tatsächlich das Bett hüten, ist man ja für jeden zwischenmenschlichen Kontakt – und sei er nur virtueller Natur – dankbar. Daher wird die Kontaktliste meines Smartphones dann – meist sehr temporär – um „Denis Tinder“, „Marc Finya“ und „Pat Badoo“ erweitert. Wie war das noch vor sieben Jahren … erst schreibt man ein paar Tage. Wenn das gut läuft, telefoniert man ein paar Abende. Wenn am Telefon keine unangenehmen Gesprächspausen entstehen, oder ein nicht tragbarer Dialekt das Gespräch frühzeitig beendet, dann verabredet man sich zu einem Drink in der echten Welt.
Heute ist das offenbar anders. Meist folgt nach dem „Hi–Hi–Wie geht’s?–Gut–Und selbst?–Auch gut.“-Geplänkel ein sehr bestimmtes: „Ach übrigens ich hab keinen Bock lange hin und her zu schreiben, nur bei einem Treffen lernt man sich kennen, also wann hast du Zeit?“ … ähhh ja … auf die Bitte, vor einem Treffen doch zumindest vorher einmal zu telefonieren, schließlich seien meine Abende als alleinerziehende recht rar gesät und diese wenigen Inseln der Ruhe würde ich nur ungern mit schlechten Dates verbringen (die ich mir nach nur 2 Minuten Telefonat unter Umständen bereits von vorne herein gespart hätte), wird im Regelfall schon gar nicht mehr – oder im besten Fall mit einem „nö dann nicht“ reagiert. Ja. Auch gut. Der wäre es dann wohl eh nicht gewesen.
Aber … und jetzt komme ich zu einem Phänomen was mir bitte jeder Kerl der es in meinem Text bis hierhin geschafft hat erklären darf … ich werde die Erklärungen sammeln und wissenschaftlich aufbereiten. Fest Versprochen. PENISSE … Jungs! … Ernsthaft??? …. Was habt ihr nur mit eurem Geschlechtsteil? Da schrieb ich seinerzeit – erstaunlich nett – mit einem gutaussehenden adretten jungen Mann, selbst auch ein Papa, Job im Finanzwesen. Also perfekte Eckdaten, wenn man so will. Wir schreiben über dies und das … ich glaube es ging gerade darum, was ich eigentlich beruflich mache. Plötzlich von meinem Gegenüber ein unscheinbares „Guck mal“ und BÄÄÄM prangt ein vollkommen entblößter Penis in Kommandostellung auf meinem Bildschirm… HALLO?!?!? Mal ehrlich, was denken Männer sich??? Denken Männer überhaupt??? Vielleicht bin ich auch komisch, aber ich persönlich finde diesen Körperteil nun wirklich nicht besonders schön, hervorhebenswert oder …. wichtig? Klar er sollte schon funktionieren, seine Arbeit beherrschen und gut riechen, … aber wer um alles in der Welt, braucht ein Bild des kleinen Mannes vor dem ersten Live-Kontakt? Also, ICH NICHT! Auch die permanenten Fragen „schickst du mal ein Bild von deinen Brüsten?“ … ähhhh lass mich kurz darüber nachdenken … NEIN! Ich wiederhole mich nur ungern, aber HALLO?!?!? WAS DENKEN MÄNNER SICH?!?
Ich frage mich in solchen Augenblicken immer gerne, wie verhalten sich diese Menschen im realen Leben? Gönnen wir uns ein wenig Spaß! Spielen wir es mal durch! Ich stehe in einem Club an der Bar. Ein netter Mann stellt sich neben mich, lehnt sich an den Tressen: „Hi.“, ich schaue ihn an: „Hi.“, er: „Wie geht’s?“, „Gut danke und selbst?“, „Gut. Was machst du so?“, ich schaue auf meinen Drink: „Ich stehe in einer Bar und habe einen Drink.“, er „Ah. Ok. Kann ich mal deine Brüste sehen?“ …. Ernsthaft? Was würde ich wohl tun?!? … Ok, gehen wir davon aus, ich habe einen guten Tag und bin ausnahmsweise höflich, also lächele ich betreten und sage: „Ja, ne ist klar.“ … und dann er so: „Guck mal!“ und lässt seine Hose runter. ERNSTHAFT??? JUNGS! ERKLÄRT’S MIR! BITTE!
Welcome back in der Welt des Online-Dating … ich resümiere: Es hat sich in sieben Jahren vieles verändert, das Meiste ist nicht besser geworden. Für die Interessierten unter euch: Ein reales Date ist meiner neuen Phase noch nicht entsprungen. Über Phase 2 des Online-Datings habe ich also noch nichts zu berichten. Und ich fürchte: Ich werde sie auch nicht mehr erreichen. Zwar trägt das ein oder andere Profil und Kurz-Gespräch durchaus zu meiner Erheiterung bei, aber im Großen und Ganzen ist es immer noch Zeitverschwendung und Mr. Right werde ich wohl auf Tinder und Co nicht finden.
Ich glaube ich warte dann mal doch auf den magischen Zufallsmoment … mal gucken wo gerade RushHour ist …
©AylaElin, April 2018
Und so kam es, dass es – fast sieben Jahren nach meiner letzten „Online-Dating“-Studie –wieder soweit war. Ich war bereit – oder verzweifelt genug – den Singlebörsen eine neue Chance zu geben. Hochoptimistisch dachte ich: Als alleinerziehende Mitdreißigerin falle ich ja nun in eine ganz andere Kategorie, meine Zielgruppe ist eine andere und ich auch ich selbst unterliege einem anderen ‚Beuteschema‘. Zwei Kinder und ein Ex-Mann-in-Spe, das verschreckt das ganz ‚grobe‘ Publikum doch gleich, da bin ich sicher. Dachte ich ….
… ABER … ich kann es kaum in Worte fassen, aber … OH MEIN GOTT.
Es hat sich einiges getan in der Singlewelt des Internets:
Während die Mitzwanziger noch mit mehr oder wenigen kreativen Nicknames kämpften, ist es heut scheinbar üblicher einfach seinen Vornamen anzugeben. Nun, das beugt auf jeden Fall der ersten Peinlichkeit vor. Wobei mir „KingSizeCGN“, „MamasLiebling“, „BigDig80“, „Eselsrücken“ und „Intenso“ auch irgendwie ans Herz gewachsen waren … damals.
Bei den Profilbildern wird es dann aber wieder spannend. In Zeiten von Power-Selfieing hat ja jeder – ich kann mich da durchaus nicht ausnehmen, muss ich zu meiner Schande gestehen – 10.000 Aufnahmen von sich selbst mit ausgestrecktem Fotoarm auf dem ständig mitgeführten Smartphone. Wir wissen schon alle, dass wir auf 95% der Selfies außerordentlich unvorteilhaft aussehen, oder? – Nur mal so als kurzen Denkanstoß für zwischendurch… Jedenfalls die Bilder. In Zeiten von Tinder, Badoo und Finya – die in der Hauptsache für die Nutzung am Handy und nicht wie früher für den PC ausgelegt sind – klicken wir ja nicht mehr, sondern ‚swipen‘. ‚Swipe‘ (…für die Neulinge: wischen auf dem Display des Smartphones) nach links bedeutet „is nix“, ‚Swipe‘ nach rechts bedeutet „I like“. Daraus ergibt sich automatisch, dass das Profilbild über „alles oder nichts“ entscheidet. Als wäre die Online-Dating-Welt nicht schon oberflächlich genug gewesen, heute haben wir kaum noch Platz für einen individuellen Text. Ein paar Bilder, ein paar Eckdaten (Raucher/Nichtraucher; Single/Vergeben ….– Vergeben? Echt jetzt? Im SingleTool?!? Anderes Thema, aber … hä??? – …; Kinderwunsch; Größe; Gewicht; Augenfarbe …) und vielleicht noch 120 Zeichen für Freitext. Mehr ist für die persönliche Entfaltung nicht vorgesehen. Wozu auch? Man sieht ja in den neuen Apps tatsächlich nur das 1. Bild, für alles Weitere muss man aktiv ins Profil klicken, auf den ersten Blick gibt es nichts. Tja … wenn da das Profilbild nicht einschlägt wie eine Bombe ist man eh nach links verschoben.
Ich für meinen Teil habe mein Profilbild natürlich sorgfältig ausgewählt, das Profil um 2-3 weitere ergänzt, meine Eckdaten ausgefüllt und die maximale Zeichenzahl für meinen Freitext genutzt. DAS kann man von dem Großteil der Herren nicht behaupten. Die Meisten haben nicht mal die Eckdaten ausgefüllt, geschweige denn einen eigenen kreativen Satz formuliert um sich aus dem Standart-Selfie-Licht herauszuheben. Ich KANN also gar nicht anders, als 100% oberflächlich zu entscheiden, ob mir seine Nase passt oder nicht. Meistens bemühe ich mich einige Eckdaten aus den Fotos heraus zu interpretieren: Hält eine Zigratte. Raucher. Zack nach links. – Hat eine Katze, bin ich allergisch, zack nach links. – Knutschfoto mit einer Frau … ähhh … what ever, zack links….und so weiter und so fort…
Wenn man dann mal jemanden gesehen hat, dem man – nach sorgfältiger oberflächlicher Prüfung – rechts ‚geswiped‘ hat und dieser Jemand einen auch rechts gewischt hat, hat man die Möglichkeit ein Chatgespräch zu eröffnen. Ungeschriebenes Gesetz: „Wer zuletzt swiped, schreibt zuerst.“…macht durchaus Sinn.
Und jetzt wird es interessant. Böse pauschalisiert: Der Großteil der ‚Volltreffer‘ oder ‚Matches‘, – wie die gängigen Apps einen beidseitigen Rechtswisch titulieren – bei denen ich in der Pflicht war zuerst zu schreiben und mir selbstverständlich einen möglichst netten Erst-Kontakts-Text ausgedacht habe, verlaufen unbeantwortet im Sande. Woran das liegen mag, bleibt reine Spekulation. Höflich ist das nicht, aber das war ja tatsächlich vor sieben Jahren auch schon ‚normal‘. Manchmal habe ich auch das Glück nicht den Gesprächsstart zu beginnen und erhalte von einem attraktiven Herren ein: „Hi.“, wenn sich einer was richtig Kreatives ausgedacht hat auch ein „Hi, wie geht’s?“ … oder „Hei wi geht“ oder „Hey, du bist süß, hast du Lust auf Sex?“, oder auch „ficken?“ … Ja. Puh. Was soll ich sagen?!? Auf die letzten drei Anschriften einzugehen lohnt sich nicht, die werden halt einfach – auch ohne Rückantwort – verspätet ‚ge-links-swiped‘. Kommen wir also zur Begrüßungsfraktion. Grundsätzlich ist es ja nett ein Gespräch mit einer Begrüßung zu starten. Leider verlaufen die Gespräche dann im Regelfall so: „Hi.“ – „Hi auch“ – „Wie geht’s?“ – „Gut, danke und selbst?“ … ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass ich über die Wie-Geht’s-Frage eigentlich mal eine eigene Geschichte schreiben sollte, denn wen interessiert das denn schon wirklich? … vielleicht sollte ich mal antworten „Ach weißt du, mir geht’s im Moment grad gar nicht gut, weil….“, das wäre sicher mal ein interessantes Gespräch…aber zurück zum Thema: Die Wie-Geht’s-Floskel erhält natürlich ein ordnungsgemäßes „Gut, danke. Und dir“ – „Auch gut.“ – „Schön“ – „Ja.“ …. Hier ist in den meisten Fällen Ende. Manchmal folgt noch ein halbherziges „Was treibt dich hierher?“ … Ernsthaft? Was treibt mich auf eine Dating-App? Die Suche nach einem Hochzeitredner für meine bald anstehende Traumhochzeit mit meinem Traumprinzen wird es wohl nicht sein, oder?!? …
Manchmal, ganz manchmal, kommt aber doch ein kleiner Small-Talk zustande. Im Regelfall verabschiedet man sich dann relativ schnell von der komplizierten Dating-App und wechselt zum altbekannten und deutlich praktischeren WhatsApp. Da geht es dann weiter. Als alleinerziehende Mama mit zwei Kindern, die gegen 19:00Uhr tatsächlich das Bett hüten, ist man ja für jeden zwischenmenschlichen Kontakt – und sei er nur virtueller Natur – dankbar. Daher wird die Kontaktliste meines Smartphones dann – meist sehr temporär – um „Denis Tinder“, „Marc Finya“ und „Pat Badoo“ erweitert. Wie war das noch vor sieben Jahren … erst schreibt man ein paar Tage. Wenn das gut läuft, telefoniert man ein paar Abende. Wenn am Telefon keine unangenehmen Gesprächspausen entstehen, oder ein nicht tragbarer Dialekt das Gespräch frühzeitig beendet, dann verabredet man sich zu einem Drink in der echten Welt.
Heute ist das offenbar anders. Meist folgt nach dem „Hi–Hi–Wie geht’s?–Gut–Und selbst?–Auch gut.“-Geplänkel ein sehr bestimmtes: „Ach übrigens ich hab keinen Bock lange hin und her zu schreiben, nur bei einem Treffen lernt man sich kennen, also wann hast du Zeit?“ … ähhh ja … auf die Bitte, vor einem Treffen doch zumindest vorher einmal zu telefonieren, schließlich seien meine Abende als alleinerziehende recht rar gesät und diese wenigen Inseln der Ruhe würde ich nur ungern mit schlechten Dates verbringen (die ich mir nach nur 2 Minuten Telefonat unter Umständen bereits von vorne herein gespart hätte), wird im Regelfall schon gar nicht mehr – oder im besten Fall mit einem „nö dann nicht“ reagiert. Ja. Auch gut. Der wäre es dann wohl eh nicht gewesen.
Aber … und jetzt komme ich zu einem Phänomen was mir bitte jeder Kerl der es in meinem Text bis hierhin geschafft hat erklären darf … ich werde die Erklärungen sammeln und wissenschaftlich aufbereiten. Fest Versprochen. PENISSE … Jungs! … Ernsthaft??? …. Was habt ihr nur mit eurem Geschlechtsteil? Da schrieb ich seinerzeit – erstaunlich nett – mit einem gutaussehenden adretten jungen Mann, selbst auch ein Papa, Job im Finanzwesen. Also perfekte Eckdaten, wenn man so will. Wir schreiben über dies und das … ich glaube es ging gerade darum, was ich eigentlich beruflich mache. Plötzlich von meinem Gegenüber ein unscheinbares „Guck mal“ und BÄÄÄM prangt ein vollkommen entblößter Penis in Kommandostellung auf meinem Bildschirm… HALLO?!?!? Mal ehrlich, was denken Männer sich??? Denken Männer überhaupt??? Vielleicht bin ich auch komisch, aber ich persönlich finde diesen Körperteil nun wirklich nicht besonders schön, hervorhebenswert oder …. wichtig? Klar er sollte schon funktionieren, seine Arbeit beherrschen und gut riechen, … aber wer um alles in der Welt, braucht ein Bild des kleinen Mannes vor dem ersten Live-Kontakt? Also, ICH NICHT! Auch die permanenten Fragen „schickst du mal ein Bild von deinen Brüsten?“ … ähhhh lass mich kurz darüber nachdenken … NEIN! Ich wiederhole mich nur ungern, aber HALLO?!?!? WAS DENKEN MÄNNER SICH?!?
Ich frage mich in solchen Augenblicken immer gerne, wie verhalten sich diese Menschen im realen Leben? Gönnen wir uns ein wenig Spaß! Spielen wir es mal durch! Ich stehe in einem Club an der Bar. Ein netter Mann stellt sich neben mich, lehnt sich an den Tressen: „Hi.“, ich schaue ihn an: „Hi.“, er: „Wie geht’s?“, „Gut danke und selbst?“, „Gut. Was machst du so?“, ich schaue auf meinen Drink: „Ich stehe in einer Bar und habe einen Drink.“, er „Ah. Ok. Kann ich mal deine Brüste sehen?“ …. Ernsthaft? Was würde ich wohl tun?!? … Ok, gehen wir davon aus, ich habe einen guten Tag und bin ausnahmsweise höflich, also lächele ich betreten und sage: „Ja, ne ist klar.“ … und dann er so: „Guck mal!“ und lässt seine Hose runter. ERNSTHAFT??? JUNGS! ERKLÄRT’S MIR! BITTE!
Welcome back in der Welt des Online-Dating … ich resümiere: Es hat sich in sieben Jahren vieles verändert, das Meiste ist nicht besser geworden. Für die Interessierten unter euch: Ein reales Date ist meiner neuen Phase noch nicht entsprungen. Über Phase 2 des Online-Datings habe ich also noch nichts zu berichten. Und ich fürchte: Ich werde sie auch nicht mehr erreichen. Zwar trägt das ein oder andere Profil und Kurz-Gespräch durchaus zu meiner Erheiterung bei, aber im Großen und Ganzen ist es immer noch Zeitverschwendung und Mr. Right werde ich wohl auf Tinder und Co nicht finden.
Ich glaube ich warte dann mal doch auf den magischen Zufallsmoment … mal gucken wo gerade RushHour ist …
©AylaElin, April 2018
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