Donnerstag, 21. Juli 2011
Frauen, Männer und Toastbrot...
Hier sind wir: Mädchen und Frauen. Klein, groß, dick, dünn, blond, brünett, rot oder schwarz, schön und weniger schön, ganz egal, Hauptsache weiblich. Eigentlich läuft in unserem Leben alles gut, bis auf eine Kleinigkeit. Männer! Männer sind für uns auch nach vielen Jahren ein Buch mit sieben Siegeln, ein achtes Weltwunder, ein Phänomen, ein Geheimnis, völlig undurchschaubar. Ich meine – mal ehrlich – als wenn die Welt nicht sowieso schon kompliziert genug ist: Studium, Wohnung, Freunde, Job…
Nix mehr mit: Du wirst geboren, du bist ein Mädchen, du heiratest, du wirst Mutter, das ist dein Job. Du lebst, du arbeitest, du weinst, du hast Spaß, du wirst alt, du stirbst. Klar, stringent, übersichtlich, prägnant.

Nein heute läuft das anders: Heute wirst du geboren und hast dann erst mal Zeit dir die folgenden Jahre darüber klar zu werden ob du ein Mädchen oder ein Junge bist. Wenn du herausgefunden hast, welches Geschlecht dir bei der Geburt zugeteilt wurde – na wahrscheinlich schon vorher, aber machen wir es mal nicht noch komplizierter als es ohnehin schon ist, ich finde es reicht bei der Geburt zu beginnen – wenn du also weißt was du hast, dann hast du die folgenden Jahre Zeit darüber nachzudenken ob du denn mit eben jenem Geschlecht auch zufrieden bist oder ob du gerne ein anderes hättest. Mal abgesehen von der Frage ob du nach einem gleich-geschlechtlichen oder anderes-geschlechtlichen Partner Ausschau hältst, kommt ja dann noch hinzu ob gleich bzw. anders bezogen auf dein aktuelles eigenes Geschlecht, oder bezogen auf dein eigentliches Wunschgeschlecht …Und da ist er auch schon der erste Knoten im Gehirn, ich möchte das an dieser Stelle nicht weiter ausführen…

Nun, gehen wir einfach mal davon aus, dass du es geschafft hast diese Frage zu klären – neben den alltäglichen Problemen und Minidramen in den Bereichen Schule, Eltern, Geschwister und Freunde, klar! – Du hast dich entschlossen, weiblich zu sein, weiblich zu bleiben und nach einem männlichen Gegenstück zu suchen bzw. dich von eben jenem finden zu lassen – nenn es wie du magst, am Ende kommt es aufs Selbe hinaus. Ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass ich nur von dieser einen Perspektive ausgehen kann, weil mir für eine andere Variation die Subjektivität fehlt.

Nun, am Anfang läuft das alles eigentlich ganz gut. In der Grundschule ist es ganz klar der kleine Junge aus deiner Parallelklasse zieht dir an den Haaren, reißt dir dein Haargummi und damit verbunden die Hälfte deines Haupthaares aus und schreibt sich in deinem Poesiealbum „aufs letzte Blatt, weil er dich am liebsten hat“. Das Ding ist geritzt, ihr seid ein Paar. Fertig. In der Unterstufe wird es schon etwas schwieriger, aber auf eines ist immer Verlass: „Willst du mit mir gehen, bitte kreuze an: Ja, Nein, Vielleicht, ich will Toast.“ Du kreuzt „ja“ oder „nein“ an – mal ehrlich hat jemals jemand „vielleicht“ angekreuzt? Nein! Damals gab es „vielleicht“ noch nicht. – Alles ist geklärt. Dann kommt die Mittelstufe jetzt geht’s langsam zur Sache, am Anfang ist es noch relativ eindeutig, ihr habt geknutscht, also seid ihr ein Paar. Zack! Doch die Mittelstufe ist lang…irgendwann kommen die ersten unerlaubt besuchten Oberstufenpartys, man knutscht und am nächsten Tag läuft man auf dem Schulhof einfach aneinander vorbei, jetzt geht’s langsam los. Knutschen ja, Paar nein. Es beginnt schwierig zu werden, man muss sich schon konzentrieren, teilweise interpretieren, aber eigentlich war es schon irgendwie klar: Wenn man mehr als einmal knutscht und vielleicht sogar mal einen Abend zu zweit verbringt, genau wie einmal knutschen im Kino, oder im Park und man ist ein Paar. Es wird nicht gefragt, es muss nichts besprochen werden, die Regeln sind klar. Dann kommt die Oberstufe, knutschen allein reicht längst nicht mehr aus um „zusammen zu sein“, - immerhin das ist gewiss - jetzt muss schon beinahe eine klare Ansage oder Sex her. Aber es bleibt doch noch mehr oder weniger sicher, man hatte Sex, man ist zusammen – unter Umständen nur ein oder zwei Tage – aber es bedarf inzwischen schon einem „ich mache Schluss“ um das Ganze zu beenden. Das war doch irgendwie noch alles überschaubar. Bis zum Abitur, war die Sache durchsichtig, die Stadt klein, jeder kannte jeden, die Schule zentraler Dating-Pool. Es gab mehr oder weniger klare Regeln.

Doch dann geht es los. Mit der Hochschulreife scheint nicht nur die Weiche für die Universität gelegt zu werden, sondern auch die Regeln für zwischenmenschliche Beziehungen – vor allem zwischen Mann und Frau – scheinen weich zu werden. Ab dann ist alles anders, große Stadt, viele Leute, man sieht sich nicht wieder wenn man nicht will, ausufernde Partys, viel zu viel Alkohol und andere Drogen. Regeln, Richtlinien oder gar einfach nur ungeschriebene Übereinkommen? Fehlanzeige! Man knutscht „einfach mal so“ – wenn es sich ergibt auch verschiedene Jungs oder Mädchen an einem Abend. Solange nur geküsst wird – und sei es noch so wild - ist alles unverbindlich. Man knutscht, man ist kein Paar. Es hat nichts zu bedeuten. Soweit so gut. Soweit so klar. Aber dann geht es weiter, man knutscht im Kino, man knutscht zuhause, man trifft sich 5 Wochen lang, fährt in den Kurzurlaub, fährt zu Festivals und verbringt unglaubliche Nächte mit allem was dazu gehört. Aber: Man ist kein Paar. Hmmm… Langsam wird’s richtig kompliziert. Alternativ kann man auch über drei oder vier Monate hinweg richtig guten Sex haben wann immer es möglich ist, man kuschelt, streichelt und schmust und macht und tut. Aber eine Beziehung? Nein danke.

Also bitte… an dieser Stelle bin ich nun raus. Ich verstehe es nicht mehr, habe offiziell aufgegeben. Und glaubt mir es geht nicht nur mir so, wenn ich mich im Kreise meiner Freundinnen so umhöre, komme ich schon ein wenig ins Grübeln…Nochmal langsam: Küssen – egal wo, egal wie oft – bedeutet gar nichts. Ok. Da komm ich noch mit. Find ich auch gut. Sex egal wo, egal wie, egal wie oft – bedeutet gar nichts. Auch das kann ich noch verstehen, sofern es geklärt ist. Klare Ansagen in Form von „versprich dir nichts“ oder „ich finde dich toll, du bist eine tolle Frau, ich bin sicher du bekommst dein Happy End, aber ich werde es nicht sein.“ und dann trotzdem noch wilden aber unverbindlichen Trieben nachgehen. Find ich gut, kann ich verstehen. Ich persönlich mag klare Ansagen. Sie sind sehr nützlich. Bis hierhin bin ich auch noch weitestgehend sicher das Spiel mitspielen zu können, weil mir die Regeln – oder das was davon übrig ist - bekannt sind.

ABER: Und jetzt geht’s wirklich los. Obiges sagen und dann die ganze Nacht kuscheln, sich stundenlang durchs Haar streichen, sich während’dessen’ tief in die Augen sehen und zärtlich küssen, das macht das Ganzen dann doch etwas komplizierter. Wie um alles in der Welt sollen wir Frauen – ja Jungs, ich bin sicher das gibt’s auch andersrum, aber der Klassiker ist dann doch dieser Richtung - dann denn nicht in ein Gefühlschaos geraten?

Wir können Sex und Liebe nicht trennen?!?! Oh doch: Ich finde wir können das schon, manchmal erscheint es mir eher als könntet ihr es nicht. Wobei ich möchte die Herren an dieser Stelle in Schutz nehmen. In meinen Augen handelt es sich dabei eher um ein Missverständnis als um böses Verhalten. Denn es ist doch mal so: Kuscheln und stundenlange Zärtlichkeit gehören doch irgendwie klassischerweise in den Bereich der Liebe, oder des Verliebt seins, zumindest in den wir-probieren-es-mal-miteinander-Bereich. Im Endeffekt ist es so: Würden wir alle die Grenzen nicht verschwimmen lassen, dann würden wir uns auch nicht in unsere unverbindliche Affäre verlieben. Würdet wir nicht Affäre sagen und Beziehung handeln, dann würden wir uns auch keine Hoffnungen machen. Kurz: Ich glaube das Verhältnis ist einfach unübersichtlich und kompliziert geworden. Und Schuld hat: Irgendwie alle und keiner. Stellt sich die Frage woran es liegt? An einem Überangebot an Reizen? An der Kurzlebigkeit der Welt? An zu vielen künstlich mit Photoshop erzeugten Zeitschriften-Schönheiten, die uns normale Mädchen immer in den Schatten stellen werden? Daran, dass die Jungs angefangen haben die Spiele der Mädchen zu spielen, sie aber nicht beherrschen? Daran, dass die Mädchen anfangen die Spiele der Jungs zu spielen und diesen auch nicht mächtig werden? Was in Kombination natürlich zu einer exorbitant großen Menge an Missverständnissen führen MUSS? Sind wir einfach nicht mehr in der Lage Entscheidungen zu treffen? Oder wollen wir gar diese ewig währende Unsicherheit und dieses Chaos? Ist es für euch Jungs eigentlich genau so kompliziert? Ich kann es nicht sagen, aber ich weiß: Manchmal hätte ich gerne noch mal einfach einen Zettel auf dem steht: „Willst du mit mir gehen?“ Und sei es nur um anzukreuzen: Ich will Toast.

© AylaElin (Mai, 2011)

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Ich darf das – ich bin ein Prinzesschen!
Kommen wir zum letzten Teil der Online Dating Studie im Selbstversuch. Ob es wohl ein Happy End geben wird? Hat man sich also durch die Vorschläge der Online-Foren gekämpft und kommt nach zwei bis drei oder fünfundzwanzig Mails zu dem Schluss, es hilft ja alles nix man muss sich mal treffen um eine valide Entscheidung bezüglich der Auswahl eines Partners treffen zu können. Zunächst einmal muss ich an dieser Stelle sagen: Man, man, man…das Internet hat seine Tücken. Treffender als Roger Cicero kann man es eigentlich nicht ausdrücken: „In der Internet Single Börse sind alle reich und schön, da ist man höchstens neunundzwanzig, das ist ein Online-Phänomen. Sie haben tausend geile Hobbies, sind alle sportlich und auf Diät. Die Blase platzt – beim ersten Date.“

Die Blase platzt beim ersten Date! Aber so was von. Ich setze mal einfach voraus, dass wenn man sich mit jemandem trifft, man vorher einen guten Eindruck bekommen hat und sich darauf freut seinen „Prinzen“ kennenzulernen. Aber was muss man dann erleben? Was muss man sich anhören? Es ist wirklich … zum Verzweifeln und es fehlt der „Klick und weg“ – Knopf.

Zunächst mal wäre es ja schon mal schön, wenn die Angaben die man Online macht mit der Realität übereinstimmen: Ich möchte gar nicht anfangen über Mr. „Big“ zu sprechen der stolz seine 1,80m Körpergröße anpries (ich glaube ich mache in meinem Profil sehr deutlich, dass ich große Männer mag) und sich als 1,64 kleines Männlein entpuppte – also ein Mann zu dem ich runter schauen muss…ok, es mag oberflächlich sein, aber neiiiiin. Auch gehe ich nicht auf Mr. „Sporti“ ein, der sich als gut trainiert beschrieb und letzten Endes mindestens 120kg auf die Waage brachte. Hoch lebe Photoshop! Einen Herrn erkannte ich tatsächlich nicht, weil er das Foto seines gutaussehenden Freundes online stellte. Hmm…was soll ich da sagen? Zum Glück habe ich gute Freunde denen ich mit einem kurzen Klingeln ihres Handys klar machen kann, dass sie jetzt sofort einen schweren Unfall haben müssen oder einen Wasserrohrbruch, ihr Hamster stirbt oder sie ihren Freund mit einer anderen erwischt haben .. egal was, jedenfalls – jetzt – dringend – tut mir auch furchtbar leid ...jedenfalls „Ich muss weg“

Gehen wir aber mal davon aus, dass zumindest die Eckdaten betreffend Fiktion und Realität übereinstimmen. Die ersten fünf Minuten kann man ja meist noch mit Small Talk über Wasser halten, doch dann, geht’s ans Eingemachte. Was man sich so anhören muss. Ich erinnere mich an die Worte von Herrn „Kontrolletti“: „Also, ich plane jetzt auf’s Land zu ziehen. Dort kaufe ich ein Haus. Mein Auto verkaufe ich, weil Auto fahren ist schlecht für die Umwelt. Einen Hund kaufe ich und in zwei Jahren muss das erste Kind im Garten krabbeln. Ich brauch halt nur noch ne Frau. Überleg dir ob du damit klar kommst, ansonsten ist das hier Zeitverschwendung.“ Im ersten Augenblick glaub ich noch er scherzt, aber anhand seines eindringlichen Blickes sehe ich: Der scherzt nicht! Der meint das ernst! Und ich stehe vor der Wahl: Verkaufe ich meine Seele, oder versuche ich möglichst unbeschadet aus der Situation zu kommen? Und dann klingelt mein Handy: „Ich muss weg“. Mr. „Jack Daniels“ war auch wirklich charmant. Ne knappe Stunde zu spät kommen und sich dann innerhalb von zwanzig Minuten so abschießen, dass man nicht mal mehr stehen, geschweige denn gehen kann, hmm möglicherweise musste er sich mich schön trinken!?! Man weiß es nicht….jedenfalls…“Ich muss weg“. Auch schön war Mr. „Ich zeig im Profil mein Lächeln nicht“, was sich dadurch äußerte, dass er sich einen Zettel vor den Mund hält. Sehr innovativ wirklich. Als er vor mir stand wusste ich wieso er das tat. Nun, wenn man ein solch charmantes Lächeln wie Jürgen Vogel hat…jaaa da kann man den Zettel verstehen. Mich dann ganz skeptisch beäugend stellt er fest: „Is aber jetzt schon anders als auf den Fotos oder?“ Irritation auf meiner Seite. Ein skeptischer Blick an mir herunter: „Viel Sport machste aber nicht, oder?“, ich weiß schon nicht mehr ob ich lachen oder zuschlagen soll, entscheide mich aber für die höfliche Variante. Ich lache und erkläre ihm ich würde eigentlich regelmäßig joggen. Um mir dann sagen lassen zu müssen: „Ja das sieht man, hast ja schon recht kräftige Oberschenkel.“ … autsch, diejenigen die mich kennen wissen jetzt natürlich, dass ich kein 34kg-Mager-Model bin, jedoch eigentlich ne ganz ansehnliche Figur habe…aber dann klingelt auch mein Handy und ich muss weg. Mr. „Freigeist“ hingegen hat es richtig weit gebracht. Drei Treffen - nach einigen Startschwierigkeit zumindest – ein echter Rekord auf dem Gebiet. Stellte aber dann fest, dass ich ein Prinzesschen bin. Weil ich kann kein Mathe und Spinnen mag ich auch nicht. Ja! DAS ist definitiv Prinzessinnen-Image. Auch hier kann ich sagen, die Leute die mich kennen, wissen: Ich bin alles, aber ganz bestimmt kein Prinzesschen. Aber interessant fand ich, dass dem Herren am Ende des dritten Treffens sein 6jährige Sohn einfiel. Nett! Das sind ja auch Dinge die ich nicht wissen möchte und schon gar nicht, wenn ich im Grunde danach gefragt habe. Aber er fand ja außerdem ich sei zu konservativ und nicht freigeistig genug. Tja, was soll ich zu Mr. „Freigeist“ sagen? Reden ist nicht alles, auch Verhalten hinterlässt einen Eindruck, ein Mädel nachts um 23 Uhr nicht zur Bahn begleiten oder schnell heimfahren, wo die Wohnung doch auf dem Weg liegt…puhh…was soll ich sagen? Ziemlich wenig Gentleman…waaas? Gentleman ist konservativ? Ich hätte aber gern einen, und ich darf das, schließlich bin ich ein Prinzesschen…

So und damit endet für mich auch nun hochoffiziell die empirische Untersuchung des Online Datings. Mein Resümee fällt mager aus. De facto: Für mich ist das nichts. Aber ich hoffe sehr irgendwann mal ein Paar kennenzulernen die sich über ein Dating-Portal kennengelernt haben, damit ich in Erfahrung bringen kann was ich falsch gemacht habe. Jedenfalls mach ich es ab heute wieder über die herkömmliche Art. Ich suche nicht mehr. Ich lass mich finden. Von dem gutaussehenden, großen Gentleman, der auch heute noch weiß wie man ein Mädchen zu behandeln hat und mit einer Frau umgehen kann, die kein Mäuschen ist, sondern Charakter hat. So wird das gemacht. Was denn? Das ist zu einfach? Zu konservativ? Zu unnahbar? Egal: Ich darf das – ich bin ein Prinzesschen!

© AylaElin (Juli, 2011)

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Klick und Weg! - Aus der Hölle des Online Dating...
…ich sah also diese Werbung von dem Online-Portal und dachte mir: Wieso eigentlich nicht? Ich meine, eigentlich ist das schon sehr verzweifelt und so richtig begeistert war ich auch nicht, aber warum nicht mal etwas Neuem eine Chance geben. Ich meldete mich also an…und nach 2 Tagen und gefühlten hunderttausend Anfragen zweifelhafter Natur…wieder ab. Mit der Zeit hört aber von einigen Freunden die über zwei, drei Foren berichteten die wohl „besser“ beziehungsweise „erfolgsversprechender“ sein sollten. Letzten Endes – nach ewigem darüber Nachdenken selbstverständlich – meldete ich mich in einem Forum an, bei dem ein so genanntes Partner-Matching stattfindet. Man quält sich also zunächst durch einen stuuuundenlangen „psychologischen“ Test – mich würde ja wirklich mal interessieren, was ein tatsächlicher Psychologe zu sowas sagt – in dem man sich selbst einschätzen muss. „Wie hübsch sind Sie auf einer Skala von 1 – 10?“, „Wie intelligent sind Sie auf einer Skala von 1 – 10?“ Ich war ein bisschen verwirrt muss ich zugeben: Meiner Meinung nach, kann man sowas ja immer nur im Vergleich zu etwas anderem einschätzen. In meinem Fall: Im Vergleich zu unseren Darstellern aus Doku-Soaps im Privatfernsehn gebe ich mir locker eine 8, vielleicht sogar eine 9. Im Vergleich zu Albert Einstein oder Sigmund Freud kann ich froh sein, wenn ich mit einer 2 oder 3 davon komme. Wie also soll ich das einschätzen? Da geht es schon los. Dann im nächsten Schritt geht es darum seine Wünsche bezüglich des Partners zu klicken. Haarfarbe, Augenfarbe, Größe, Gewicht, favorisierte Porengröße und Penislänge… Nun ging ich ja davon aus, dass ich mir selbst einen Gefallen erweise - und es ja auch im Sinne des Erfinders sei - wenn ich dort weitestgehend ehrliche Angaben mache. Äußerlichkeiten, meine Wünsche betreffend, habe ich offen gelassen – man will ja schließlich nicht oberflächlich sein. Der erste Schritt war also getan, psychologisches Gutachten ausgefüllt, Wünsche festgelegt…weiter geht’s.

Es kommen nun also die ersten Partnervorschläge. Und damit heiße ich euch herzlich willkommen in der verstörenden Welt des Online-Datings: Man bekommt also vom System Partner vorgeschlagen. Eigentlich gar keine so schlechte Idee – denke ich mir zunächst. Aber ich merke schnell, dass es kaum etwas Dümmeres gibt. Das Problem besteht im Individuum selbst und dessen eigener Wahrnehmung. Wünsche ich mir einen intelligenten Mann und der Straßenfeger hat sich selbst eine 10 gegeben, so wird er mir vorgeschlagen. *grmpf* So hatte ich das eigentlich nicht geplant – nichts gegen Straßenkehrer natürlich! Weiterhin frage ich mich natürlich, wenn ich explizit auf Nichtraucher bestehe, wie können bei 70% der Vorschläge starke Raucher dabei sein. Das hingegen scheint ein Problem im System zu sein. Ich finde mich also zunächst damit ab und erfreue mich an einer Funktion des System mit der man mit einem Klick die Vorschläge ins Nirvana befördern kann. Klick und weg, quasi.

Gehen wir nun über zu der nächsten Skurrilität: Der Mann an sich, in seiner Position als selbstpräsentierendes Wesen. Thema Nickname: Man möchte mit seinem Online-Namen natürlich Aufmerksamkeit erregen. Ich frage mich nun immer wieder, was sagt der Name – den man sich in diesem Fall ja selbst gegeben hat – über einen eigentlich aus? Sind die Herren die sich, „is_doch_egal“, „sag_ich_nicht“, „istfastpeinlich“ oder „jawasweißich“ nennen, auch in der zukünftigen Beziehung so „unglaublich lustig“, oder einfach nur ignorant? Finden sie das macht sie geheimnisvoll? Was ist mit Mister: „Jack-Sparrow85“, „David_Beckham“ oder „Ginas_Lover“? Haben sie eine Persönlichkeitsstörung und vergessen wer sie sind, oder sind sie selbst so unspannend, dass sie sich hinter großen Berühmtheiten verstecken müssen? Und was wollen mir eigentlich „Gigolo 84“, „HotSummer83, „Intenso“ und „kingsize_cgn“ sagen?!?! Möchte ich überhaupt wissen, was sie andeuten wollen? Werde ich Herrn „lostinchaos“ mein Leben lang alles hinterher räumen müssen? Wird Mr. „austrainiert“ jetzt fett? Und wie darf ich mir die hintere Seite von „eselrücken“ vorstellen? Lohnt es sich überhaupt in die Nähe von „Muttis_Liebling“ zu kommen? Und wo werde ich wohl „AndieTheke“ immer aufgabeln müssen? Ich könnte das unendlich fortsetzen, aber es wird nicht besser, glaubt mir. Auffällig fand ich, dass es im Raum Köln sehr viele Herren gibt die es als kreative Glanzleistung zu empfinden scheinen sich als „Köllefornication“ zu bewerben…hmm…Mein persönlicher Tipp, an dieser Stelle, für die Herren: Auch wenn „Knuddelbärchen“ und „HappyHippo“ bei euch vielleicht lustig ist, irgendwie kommt es bei den Ladies nicht so an. Klick und weg. Dann doch lieber klassisch, pragmatisch: „Kölner78“, „Alleine83“, „boarder_72“, Andy88“ oder „Single123“ – nicht kreativ, aber eben auch nicht abschreckend.

Das Beste scheint also zu sein die Namen erst einmal zu ignorieren, denn wer weiß vielleicht verbirgt sich hinter „brat_pitt79“ ein echter Johnny Depp? Nächstes Augenmerk ist natürlich das Foto. Erstaunlich viele haben überhaupt kein Foto eingestellt, was natürlich nicht so ganz dem Sinn der Plattform entspricht. Bei diesen Herren – übrigens meistens Herr „sagichnicht“ und Mr. „wasweißich“ – gibt’s nur eins: Klick und weg. Ich weiß, ich wollte nicht mehr oberflächlich sein. Aber mal ehrlich und unter uns, wer möchte sich schon mit einer Vogelscheuche treffen, von der man eh von vorne herein weiß, dass man sich nicht vorstellen kann auch nur annähernd an körperliche Aktivitäten zu denken? Und jetzt kommt’s, meine Frage an die Welt der Jungs: Was denkt ihr euch eigentlich wenn ihr eure Fotos wählt? Ist euch eigentlich klar, dass wir die sehen können? Und macht ihr euch bewusst, dass es sich dabei um den ersten Eindruck handelt? Ich kann ja nur für mich sprechen, aber ich finde es nicht ansprechend wenn ein Kerl sich einen Kochtopf auf den Kopf setzt und einen Spülschwamm zwischen die Zähne klemmt. Will man(n) mir damit sagen, dass er gerne Hausmann wäre? Verkehrshüte sind ebenfalls keine annehmbare Kopfbedeckung und Saugnäpfe auf der Glatze verteilt bringen mich auch nicht in Wallung. Ich sage: Klick und weg. Ein verschwitztes Zieleinlauffoto vom letzten Marathon – und dann dabei nicht mal locker frisch aussehen wie Vin Diesel, als würde er gerade vom pinkeln kommen, sondern eher wie jemand der kurz vorm Exitus steht – ist definitiv auch nicht ansprechend. Sportinteresse kann man auch anders ausdrücken, falls das die Aussage sein soll. Ich würde sagen, ein klassischer Fall für: Klick und weg. Und dann, meine Herren wieso Unterhosenfotos? Wieso stellen sooo viele Jungs Unterhosenfotos ins Netz – und damit meine ich nicht, Fotos ihrer Unterhose…nein…meistens steckt der Versprecher noch in dem Teil drin. Sorry – geht gar nicht. Will ich nicht sehen. Zumindest noch nicht! Heyyy wo bleibt da die Spannung? Ich weiß, ihr findet das toll, wenn wir uns halb nackt auf dem Bett räkeln. Wir finden das nicht toll. Zumal das bei euch auch selten so gut aussieht wie bei uns. Klick und weg.

Möglicherweise ist es also auch ganz gut, das Foto erst mal zu ignorieren, aber ich persönlich muss gestehen, das schaffe ich ihm Regelfall nicht. Gehe ich also einfach mal davon aus, dass sich tatsächlich auch irgendwann mal ein Herr mit normalem Namen und einfach hübsch in die Kamera lächelnd in meine Vorschläge verirrt hat, schaue ich mir sein Profil an. Oh je – allein über dieses Kapitel könnte ich ein ganzes Buch schreiben…Ich versuche mal mich kurz zu fassen. Die meisten schreiben wenig bis gar nichts. Klick und weg. Was soll ich mit jemandem der keine Informationen von sich gibt? Ist ja jetzt auch nicht so ganz der Sinn des Online-Portals, oder? Dann gibt es ja immer diese wundersamen Herren die auf die Frage, “Wie sollte deine Traumfrau sein?“ Antworten mit: „Wie DU!“ – Jo, wieso nicht, hat ziemlich viele Traumfrauen, der Gute. Klick und weg. „Was ist dir wichtig?“ „Meine Mama.“ „Fußball“ und „Meine Mama“ – hmm…ist ja schon irgendwie klar, dass die Mutter einem wichtig ist, ich persönlich finde es allerdings nur erwähnenswert, wenn die Mutter einem nicht wichtig ist. Anderenfalls gehe ich mal einfach davon aus, dass sie es ist. Klick und weg. „Welche drei Dinge nimmst du mit auf eine einsame Insel?“ – Allein für die Frage sollte man diese Plattform verklagen – Antwort: „DICH, DICH und natürlich DICH!“ Ähhhmm…also zunächst einmal habe ich noch keine drei Persönlichkeiten und dann was ist wenn ich gar nicht auf einer einsame Insel will?!?! Und schon mal gar nicht mit dir? Klick und weg. Dann als letzten Punkt: Grammatik und Rechtschreibung – ok, ich gebe zu ich bin da ein Freak, aber ich finde wenn man sich im Internet präsentiert, dann ist der erste Eindruck ja doch Sprache, Stil und eben Ausdruck. In dem Fall sollte dies doch dann auch stimmen. Es sind ja auch immer nur zwei bis drei Sätze. Und keine ewig langen Texte in denen sich einfach schnell mal der Fehlerteufel einschleicht. Und ich rege mich auch nicht über klassische Vertipper wie bei „uach“ oder „natrürlich“ auf. Wenn man(n) allerdings versucht mit Sätzen wie: „Du bist mein Traummfrau, weil du so lib kuckst“ oder „natührlich kann ich kochen“ bei mir Interesse wecken möchte…neeeee, dann mag ich nicht. Klick und weg. Einige meiner Freunde werden an der Stelle sagen, komm ich hab schon Hausarbeiten von dir Korrektur gelesen. Du bringt da teilweise auch Klopse…jaaa deswegen lasse ich sie Korrektur lesen. Und über falsche Interpunktion beschwere ich mich auch nie. Aber das man ziemlich, natürlich, nämlich nicht mit „h“ schreibt und gucken, nicht mit k, gehört wirklich in den Stoff der ersten Klasse. Und im Übrigen, in Anlehnung an Bastian Sick, ich finde der Genitiv ist eine super Sache und hat durchaus seine Daseinsberechtigung. Wenn ich lese „Meine Mutter ihr Essen schmeckt mir am besten“, dann möchte ich nicht nur nicht daran denken in was für einem Konkurrenzkampf ich mit seiner Mutter stände, sondern muss auch erst mal meine, sich aufgrund der Vergewaltigung der deutschen Sprache, kräuselnden Fußnägel wieder glatt bügeln … Ich würde sagen: Klick und weg.

An dieser Stelle muss ich gestehen, wenn es nach all den Vorgeschichten dann wirklich jemand geschafft hat mich bei der Stange zu halten, mir vielleicht sogar eine nette Nachricht - die über „Lust auf ne Affäre“ oder „Hey hab ne Beziehung suche Abwechslung, darf meine Freundin aber nicht wissen, hast du Lust“ oder plump „Sex?“ hinausgehen - dann bekommt er von mir auch einen ordentlichen und netten Anfragen- bzw. Antwort-Text. Gehe ich mal davon aus, dass die Schreiberei dann auch wirklich charmant ist und man sich über die Nachrichten-Funktion ein wenig beschnuppern konnte, kann man ja mal chatten oder telefonieren. Auch da passieren einem die unglaublichsten Dinge, aber zugegeben, die meisten die es bis hierhin schaffen, sind dann auch gar nicht mehr ganz so übel. Da geht es dann doch eher höflich zu und wenn man im ersten Herantasten merkt, dass es doch nicht so das Wahre ist, wünscht man sich alles Gute und geht weiterhin getrennte Wege in der Online-Hölle. Ich muss aber sagen: Die Herren die es schaffen, sich mit Namen, Bild und Profil ordentlich zu präsentieren, sind im Regelfall dazu in der Lage dieses Bild auch weiterhin aufrecht zu erhalten und man verabredet sich zu einem – mehr oder weniger – Blind-Date. Man hat sich ja schon auf Fotos gesehen, aber … oh mein Gott … wie gut sich der ein oder andere doch verstellen kann. Schade nur, dass beim ersten Date eine entscheidende und lebensrettende Funktion fehlt: Klick und weg.

©AylaElin (Mai, 2011)

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Wie lerne man eigentlich einen Mann kennen?
Wenn eine Frau meines Alters schon eine gewisse Weise, eine gewisse lange Weise alleine ist – alleine meint in diesem speziellen Fall ohne Partner – dann kommt man ins Grübeln. Liegt’s an mir? Liegt’s an ihnen (den Männern)? Liegt’s an der Umwelt? Liegt’s am soziokulturellen Gefüge unserer Gesellschaft? Ich wäre nicht ich, wenn ich nicht darüber nachdenken würde und muss feststellen durch theoretisches Abwägen kann man diesem Problem nicht auf die Schliche kommen. Es gibt nur einen Weg das herauszufinden: Das ganz klassische Prinzip nach Jennings und Holmes: „Trial and error“. Also: So lange herum probieren bis man – oder in diesem Fall Frau – eine Lösung hat. Am besten indem man die Möglichkeiten die uns gegeben sind einfach ausprobiert. Und das habe ich in älterer und jüngster Vergangenheit gründlich getan. Zunächst muss natürlich ein Mann her. Ein Mann ,der zudem auch noch grundsätzlich paarungswillig ist. Und zwar nicht NUR paarungswillig, sondern zudem noch bindungswillig – alles andere würde die Untersuchungswerte völlig verfälschen. Ich sitz also so rum und frage mich, wo bekomme ich diesen Mann her und das führte mich letzen Endes zu der Frage: Wie lernt man eigentlich einen Mann kennen?
Ich gehe die Möglichkeiten durch – natürlich tue ich das:
Möglichkeit 1: Im Freundeskreis. Hmm…nach kurzem – na gut langem - darüber Nachdenken muss ich feststellen: Es gibt drei Kategorien von Männern in meinem Freundeskreis: Vergeben, schwul oder völlig indiskutabel. Also fällt diese Möglichkeit für mich leider weg. Es wäre aber auch schön gewesen…
Möglichkeit 2: Beim Ausgehen. Das kann nun wirklich nicht so schwer sein, schließlich machen andere sowas ständig. Ich habe das ausprobiert und ihr werdet davon lesen.
Möglichkeit 3: Internet- und damit verbundenes Blind-Dating. Ok das ist schon irgendwie verzweifelt, aber wer nichts wagt, der nichts gewinnt. Außerdem, wieso nicht mal eine Möglichkeit ausprobieren die angeblich bei hunderten von Paaren funktioniert hat? Ich lege mir also ein völlig ehrliches und ernstes Profil in einem der meiner Meinung nach besseren Dating-Portalen zu und werde sehen was passiert.
Möglichkeit 4: Dating im Dunkeln – die super-duper neue Dating-Soap auf einem unserer einschlägigen Privatsendern…hmm…lass mich kurz darüber nachdenken: Hmm…NEIN! An dieser Stelle möchte ich bemerken, dass ich wirklich nur äußerst kurz darüber nachdenken musste…
Möglichkeit 5: Speed-Dating. Ja, genau – also nein…vielleicht wenn ich 30 bin.
Ich schreibe unter diesem Thread also nun von meinen über die Jahre gesammelten Erfahrungen aus der Welt des Datings und Kennenlernens. Ein Mädchen in der Großstadt, die langsam aber sicher auf die 30 zugeht und die Mid-Zwanziger schon hinter sich hat. Ich bin eigentlich ganz nett und jetzt auch nicht gerade die Vogelscheuche aus Bauer Ludwigs Garten. Es kann also eigentlich nicht so schwer sein … aber dennoch begegnen mir immer wieder die unglaublichsten Skurrilitäten und unerwartete Hindernisse tauchen auf. Die Bandbreite ist unendlich: Lustig, traurig, tragisch, skurril, abgespaced, eklig … manchmal wusste ich nicht ob ich weinen oder lachen sollte.
Wer immer es liest: Habt in erster Linie Spaß dabei! Ich bin mir sicher es wird immer mal wieder etwas Neues dazu kommen…

©AylaElin (Mai, 2011)

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Jahresrückblick 2009
Köln, im November 2009

Alle Jahre wieder…
Jedes Jahr wieder kommt der Wintereinbruch so plötzlich. Einbruch klingt schon so als sei es hinterhältig, bösartig und völlig unerwartet. Doch kommt er wirklich so plötzlich? Nein! Ich denke es liegt vielmehr daran, dass wir uns erfolgreich von Oktober bis November einreden: „Oh nein, das war noch nicht der letzte warme Tag, da kommt noch einer.“ Und wenn dann der erste Frost kommt, trifft es uns völlig unerwartet von hinten. Nur weil wir die Vorzeichen getrost ignoriert haben. Denn eigentlich ist es doch vielmehr so: Kaum sind die letzten warmen Tage vorbei – und das ist in unseren Breitengeraden nun mal bedauerlicherweise meist im September - schon stehen Lebkuchen und Weihnachtsmänner in den Regalen. Weihnachten steht vor der Tür. Und zu Weihnachten ist es nun mal auch kalt, somit kommt der Winter“einbruch“ doch eigentlich gar nicht so plötzlich…

In meinen Augen ist Weihnachten eine wundervolle Jahreszeit. Ab Dezember zumindest - vorher muss ich es noch nicht haben. Alles duftet phantastisch und
überall wo man hingeht glitzert es silbern und golden.
Ich mag Weihnachten. Ich liebe Weihnachtsmärkte, die glänzenden Augen der Kinder, wenn sie die als Engel verkleideten Schausteller sehen und ihre
ängstlichen Blicke, wenn sie ehrfürchtig zum Weihnachtsmann mit seinem goldenen Buch hinaufschauen. Der Duft von Glühwein und Zimt der einem an jeder Straßenecke in die Nase steigt. Das Glockenspiel aus den Kirchtürmen und besinnliche Musik aus den kleinen abgelegenen Cafés, in denen sich frisch verliebte Pärchen an heißem Kakao erfreuen. All diese schönen Dinge filtere ich heraus wenn ich auf der völlig überfüllten Schildergasse stehe und ein paar Minuten inne halte.

Für viele Menschen hat diese Jahreszeit nicht mehr viel mit Gemütlichkeit und Entspannung zu tun. Hektik und Stress in allen Gassen. Aber gehört nicht auch
das ein wenig zum Flair? Wenn der Ehemann am 24.Dezember noch rasch durch die Geschäfte flitzt um ein passendes Geschenk für seine Liebste auszusuchen? Er ist gestresst und hat sich wieder viel zu spät mit dem Gedanken auseinandergesetzt was unter den Christbaum soll. Weihnachten kommt aber auch immer so plötzlich… Aber dennoch, in seinem Herzen ist nicht etwa Gleichgültigkeit oder Desinteresse. Nein, er möchte seiner Frau etwas schenken was ihr gefällt, nicht bloß ‚irgendwas‘. Und genau deswegen, ärgert er sich nicht etwa, weil er ein Geschenk besorgen muss. Nein, er ärgert sich über sich selbst, weil er wieder mal so lange gewartet hat. Alle Jahre wieder. So plötzlich.

Ich mag Weihnachten und alles was dazu gehört. Die Ruhe und auch den Stress. Dieses Jahr steht Weihnachten für mich leider unter einem etwas anderen Stern. Aufgrund der Ereignisse der jüngsten Vergangenheit die mich den liebsten Menschen in meinem Leben missen lassen. Dennoch möchte ich es mir nicht nehmen lassen den lieben Menschen die in diesem Jahr - mehr oder aber auch weniger - da waren ein paar Zeilen zu schreiben. Blicke ich auf 2009 zurück so muss ich sagen: Ich, für mich selber, habe einiges gelernt. Das Leben und der Tod sind
unberechenbar. Das ist gewiss tragisch. Man fühlt sich machtlos und ausgeliefert. Aber andererseits ist es auch gar nicht nur schlimm, denn es gibt uns die Berechtigung uns ab und an ein wenig treiben zu lassen. Man kann die Kontrolle abgeben, wenn man sich nur mal klar macht: Es kommt sowieso anders
als man denkt. Das Leben ist nicht bis ins kleinste Detail planbar. Diejenigen, die mich kennen, wissen, dass gerade dieser Punkt für mich nicht einfach zu lernen ist. Natürlich macht dies Angst. Dennoch, ich versuche das Beste daraus zu machen. Wie oft hat meine liebe Mama zu mir gesagt: „Ja Kind, nächstes Jahr machen wir unseren geplanten Mutter-Tochter-Urlaub.“? Letztes Jahr um genau diese Zeit wollte sie ihr Leben ein klein wenig ändern und etwas mehr für sich tun: „Dieses Jahr“, so höre ich sie als sei es gestern, „lasse ich es mir nicht nehmen mit dir auf den Kölner Weihnachtsmarkt zu gehen...“, „…und im Januar komme ich dann endlich mal mit in die Uni.“ Das war nötig, denn langsam wurde die Zeit knapp, mein Studium nähert sich schließlich dem Ende und sie wollte schon seit dem ersten Tag mal einer Vorlesung inne wohnen. Aber niemand von uns hätte gedacht, dass die Zeit SO knapp war. Zwei Wochen nach diesen beiden Sätzen bekamen wir die Diagnose: Lungenkrebs. Den Weihnachtsmarkt hat sie
nicht mehr gesehen dazu war sie zu krank. Die Uni auch nicht, im Januar war sie schon zu schwach. Von dem „Mutter-Tochter-Urlaub“ gar nicht zu sprechen. Das ist tragisch und für mich zeitweise kaum auszuhalten. Aber ich denke, wir sollten daraus für die Zukunft lernen mal ein wenig öfter etwas Schönes nicht auf „demnächst“ zu verschieben. Dem Alltag mal den Mittelfinger zeigen und einfach was anderes machen. In der richtigen Dosis tut das sicher gut.

Das Leben ist wie es ist. Es kommt ohnehin anders als geplant. Wir haben keine Garantie, aber dass wir keine haben ist garantiert. Und genau aus diesem Grund wünsche ich euch allen von ganzem Herzen eine wunderbare Vorweihnachtszeit – genießt die Märkte, eure Familie, die Düfte und Konzerte. Ich werde das auch tun, denn wer weiß was nächstes Jahr ist...

Ich wünsche euch wunderbare Festtage und für 2010 alles erdenklich Gute!

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Jahresrückblick 2008
Ein persönlicher Rückblick

2008.
Woran denke ich wenn ich an das Jahr 2008 zurückdenke? Ich denke an Niederlagen und Siege. Ich denke an Katastrophen und Glücksmomente. Aber ich stelle mir auch viele Fragen.

Das Jahr 2008 beginnt:
Neuer Superstar wird Thomas Godoj. Der Sommer kommt unerwartet früh und geht erwartend genau so früh. Die Spritpreise steigen so hoch wie noch nie. Das Nichtrauchergesetz wird eingeführt und teilweise wieder abgeschafft.

Fußball-EM-2008:
Deutschland kommt mit mehr Glück als Können ins Halbfinale. Dieses verlieren wir mit Fug und Recht. Stolz sein können wir dieses Mal auf die Nationalelf nicht. Ein Sommermärchen war das auch nicht.

Olympia 2008:
Der Ausrichtungsort der Olympischen Sommerspiele warf heftige Diskussionen auf. Die niedrigen Standards in punkto Menschenrechte stießen auf Kritik. Doch die deutschen Athleten können sich mit 41 Medaillen sehen lassen.

Finanzkrise 2008:
Die Finanzkrise traf die ganze Welt. Kaum einer verstand was eigentlich geschehen war und wie es weiter gehen sollte. Nachrichtensprecher scheinen in völlig fremder Sprache zu sprechen. Man hört nur Worte wie: Subprime Kredite, Bonität, Federal Fund Rate, Inflationsraten, Börsencrash und ähnlich. Was wirklich los ist, versteht der Ottonormalverbraucher kaum. Fakt ist: Irgendwas war nicht gut und es kann wohl nur besser werden.

Amerika 2008:
Besser werden ist das Stichwort. Das historische Ereignis des Jahres am 04. November 2008. Barack Obama schickt McCain nach hause. Mr. Bush muss das weiße Haus verlassen und überlässt die Führung dem ersten afroamerikanischen Präsidenten. Amerika schreibt Geschichte. „Yes they can!“

Diese und noch viele andere Ereignisse stehen für 2008. Was ist nun das Resümee? Wenn ich zurückblicke, so muss ich sagen, einiges muss sich ändern.

Schaue ich mir die Literatur-Bestsellerlisten an, sehe ich an Platz 1:Die Biographie von Bushido oder Charlotte Roches ‚Feuchtgebiete’. Ich denke ich mir: „So liest Deutschland? Ein Armutszeugnis.“ Wo sind sie hin die großen Literaten? Günther Grass, Franz Kafka, Sigmund Freud, Thomas Mann oder aber gerne auch Jane Austen, Henry James oder J.R.R. Tolkien?

Schaue ich mir das Universitätssystem an muss ich den Kopf schütteln. Das Humboldtsche Bildungssystem wird an Eliteuniversität weltweit von Deutschland übernommen. Und was machen wir? Schaffen Diplom, Magister und Examen ab und übernehmen das Bachelor/Master System? Warum? Frage ich mich.Mit dem Bachelor hat man einen Abschluss, aber was für einen? Ein Grundstudium, nichts weiter! Das kann nicht gut gehen.

Und zu guter letzt schalte ich den Fernseher ein und gleich wieder aus. ‚Super Nanny’, ‚Peter Zwegat’, und ‚Bauer sucht Frau’ flimmern über den Bildschirm.
Richtersendungen, die letztes Jahr noch belächelt wurden, scheinen heutzutage fast ein kulturelles Programm zu sein.

Daher:
Mein persönlicher Mann des Jahres 2008: Marcel Reich-Ranicki; „Ich nehme den Preis nicht an.“ Beim deutschen Fernsehpreis 2008 distanzierte er sich vom Fernsehprogramm und gab bekannt, dass er mit diesem „Verein“ nichts zu tun habe. In meinen Augen ein großer Mann, der endlich mal sagt was Sache ist.
Danke!

Alles in allem war 2008 ein facettenreiches Jahr.
Positiv wie negativ. Nutzen wir die Gelegenheit ein wenig zu reflektieren. Ich wünsche euch meinen Liebsten nun erst mal eine ganz wunderbare Vorweihnachtszeit, ein tolles Fest und einen guten Start ins Jahr 2009. Und denkt dran: „Yes we can!“



AylaElin, Köln 2008

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