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Mittwoch, 12. Dezember 2018
Hiermit bewerbe ich mich um die Stelle als Ehefrau …
„Hallo, danke dass du mich auch nach rechts gewischt hast. Ich freue mich. Mein Name ist Isabella ich bin 36 Jahre alt und arbeite als Rechtsanwaltsfachangestellte in einer renommierten Kanzlei in Hamburg. Ich habe zwei gesunde Kinder und muss nicht zwingend noch ein weiteres Kind haben, aber wenn es der Wunsch meines Partners ist, würde ich natürlich auch nochmal mit dem ganzen Mist von vorne anfangen um dann in ein paar Jahren mit drei Kindern allein zu sein. Natürlich treibe ich regelmäßig Sport, besuche gerne Konzerte und mag das Theater. Ach so, …. Und ich reise natürlich. Unglaublich gerne. Und immer. In die exotischsten Länder der Welt, aber das siehst du ja an meinem 25 Reisebildern….“

So, oder so ähnlich, klingt heutzutage die perfekte erste Kontaktaufnahme auf den gängigen Online-Dating Plattformen. Wenn die Senderin dieser Nachricht dann nicht aufgrund irgendeines Details sofort auf dem Ablehnungs-Stapel landet, geht es in die zweite Runde. Ein Teilsieg!

Ein bis zwei kurze Wortwechsel später geht er los. Der Fragenkatalog – wahlweise über Messenger oder – in seltenen Fällen – bei einem Telefonat: Was genau machst du beruflich? Was suchst du hier? Rauchst du? Welche Filme guckst du? Kannst du kochen? Magst du Sauna? Bist du eifersüchtig? Wie viele Männer hattest du schon? Wie lange bist du Single? Warum bist du Single? Was sind deine Hobbies? Wie reagierst du, wenn dies und das passiert? Was würdest du sagen, wenn ich xy mache? Willst du noch Kinder? … Das die Fragen zum Teil bereits im Text der Kontaktaufnahme beantwortet sind, ist an dieser Stelle vollkommen irrelevant, es gibt schließlich ein Schema abzuarbeiten … und natürlich … nicht zu vergessen, die aller wichtigsten Fragen: „Welche Körbchengröße hast du?“ „Auf was stehst du im Bett am meisten?“, „Darf ich auch durch den Hintereingang rein? Das ist wichtig für mich.“ …. Ich fühle mich da oft ein bisschen in die Unterstufe zurückversetzt. Wisst ihr noch? Damals erstellte man diese eigenkreierten Freunde-Bücher für die man 80 - 150 sinnlose Fragen beantworten musste … ich glaub mein persönlicher Rekord waren 250 …. Immerhin ein kleiner Nostalgiemoment.

Ich weiß nicht wie es meinen Leidensgenossinnen geht, aber ich für meinen Teil habe es noch nicht geschafft durch den Fragenkatalog hindurch in die 3. Runde zu kommen. Irgendeine der gefühlten 25.000 Fragen habe ich immer vergeigt. Möglicherweise liegt es aber auch daran, dass ich nach 30 – 40 Fragen (Toleranz von Mann zu Mann sinkend) dermaßen die Lust an diesem Assessment-Center verliere, dass meine Antworten immer patziger und ironischer werden. Vermutlich lande ich dann wegen „Zickigkeit“ auf dem Ablehnungsstapel.

Jetzt könnte man ja meinen, was will die eigentlich? Darum geht es doch beim Online-Dating. Schnell die harten Fakten abklären, um das was „eh nie passen würde“ gar nicht erst zu beginnen. Größt möglicher Output, mit geringst möglichem Aufwand sozusagen. Wozu jemanden auf ein Date einladen, der sich eh keine Nylonstrumpfhose über den Kopf ziehen möchte? Unter dieser Warte betrachtet ist das Vorgehen sicherlich nicht falsch, zumindest ökonomisch. Aber … und das macht mich wirklich fertig … selbst wenn man jemanden außerhalb des Internets – in der freien Wildbahn, sozusagen – kennenlernt, artet das mittlerweile in dieses Dating-Assessment-Gebaren aus. Sobald die Handynummern ausgetauscht sind, geht auch dann der Fragenkatalog via WhatsApp los.

Was ist das? Ich verstehe diese Art der Gespräche nicht. Diese etlichen Fragen, um jemanden kennenzulernen. Lerne ich damit jemanden wirklich kennen?!? Ich erinnere mich, früher telefonierte man abends stundenlang. Unterhielt sich über Gott und die Welt, den vergangenen Tag, die vergangenen Jahre und das ganze Leben. Man telefonierte bis zum Morgengrauen und ging vollkommen übermüdet aber dauergrinsend zur Arbeit. Heute erzähle ich von meinem Alltag und darf mir dann anhören: „Ich will nicht gleich mit Alltag anfangen, sondern dich als Frau kennenlernen, also schick mir doch mal erotische Bilder.“ Aber was denn?!? Genau da lernt man sich doch kennen. In ganz normalen Gesprächen in denen man von Hölzchen auf Stöckchen kommt. Die Art wie der Gesprächspartner über ein aufregendes Erlebnis berichtet, lässt mich wissen was ihn begeistert. Je nach dem wie er auf die Erzählung aus meinem Alltag reagiert erfahre ich wie interessiert er an mir ist. Was er mag und was nicht erfahre ich im Gespräch, zwischen den Zeilen und indem ich es ausprobiere. Es bleibt viel länger spannend. Nach so einem Fragenkatalog, weiß ich doch schon alles. Und was hat es mit den „wie würdest du reagieren, wenn…“-Fragen auf sich? Das ist eine theoretische Frage auf eine hypothetische Situation. Wie soll ich da realistisch antworten? Was wenn ich diese Frage im Sinne meines Zuhörers optimal beantworte, dann aber in der tatsächlich auftretenden Situation doch anderes reagiere? Habe ich dann einen Vertragsbestandteil gebrochen?

Ich bin inzwischen über anderthalb Jahre Single – davor war ich sechs Jahre lang „vom Markt“. Heute gleicht die Partnersuche einem Bewerbungsverfahren. Man schreibst einen Bewerbungstext und landet beim Einstellungstest und letztendlich in einer Art Assessment Center.

Ich möchte das nicht. Es ist grausam. Unromantisch. Es fehlt alles was Liebe ausmacht. Gefühl, Aufregung, Neugier, Kribbeln, langsames Kennenlernen. Ich bin mittlerweile so getriggert auf diese Fragen, dass ich bereits bei der ersten oder zweiten an die Decke gehe.
Am liebsten würde ich die Zeit zurückdrehen, dorthin wo es noch kein WhatsApp, keine Internetflatrate gab und eine SMS noch 30Cent kostete, damals stellte man keine 100 Fragen, das hätte sich keiner leisten können. Da war das Telefonat … und sogar der Kinobesuch oder das Abendessen … günstiger. Damals ... lernte man sich noch kennen.

Und das Tragischste ist:
Auch meine Freundschaften betreffend möchte ich die Zeit gerne dorthin zurückdrehen. Denn auch mit meinen Freunden „appe“ ich Ewigkeiten hin und her und hab am Ende kaum Informationen ausgetauscht, anstatt einfach regelmäßig einen Abend beisammen zu sitzen, oder zumindest eine halbe Stunde zu telefonieren. Ich bin kein Gegner des technischen Fortschritts, aber ich finde mit dem technischen Fortschritt auf Kommunikationsebene geht die Verkümmerung der Sozialen Fähigkeiten einher. Wäre ich konsequent würde ich Tinder, Facebook und auch WhatsApp einfach komplett löschen … einfach so … mit meinen wahren Freunden würde ich schließlich trotzdem n Kontakt bleiben, oder? Ich weiß nicht, ich habe Angst, dann tatsächlich vergessen zu werden. Aber vielleicht probiere ich es irgendwann einfach aus...aber das wird dann ein anderes Thema.

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Freitag, 20. April 2018
Aus „klick“ mach „swipe“ – Online-Dating_2.0
Nachdem die Trennung vom Vater meiner Kinder nun eine Weile zurück lag und ich mich in meinem neuen Leben zurecht gefunden hatte, dachte ich mir: Jo, so ganz langsam könnte man ja mal wieder in den Sattel steigen. Wer weiß wie lange es dauert. Es soll ja diesmal dann wirklich ‚für immer‘ sein. Wo aber lernt man als arbeitende, alleinerziehende Mama mit zwei Kindern einen netten Mann kennen, wenn man nur wenige kinderfreie Abende im Monat hat, an denen man – wie früher – auf ‚die Jagd‘ gehen kann? Eigentlich gibt es nur drei Möglichkeiten. Zu allererst natürlich der klassische, magische Zufall vom dem die größten Liebesgeschichten erzählen: Ein Unfall in der Rush-Hour. Sie im Auto, er auf dem Fahrrad. Ein Crash, ein Schock, ein besorgter Blick in die Augen des auf dem Boden liegenden Prinzen und ZOOM … na da kann ich ja lange warten, ob ich so viel Zeit habe? Alternativ kann man auch Männer aus der Vergangenheit akquirieren, mit denen es vor Jahren zwar immer mal funkte, aber – aus welchen Gründen auch immer – nie zum Finale gekommen ist … im Regelfall fällt einem beim Wieder-Kennenlernen der Grund warum es nie zu was gekommen ist aber wieder ein …. Und zu guter Letzt eben das altbewährte Internet.

Und so kam es, dass es – fast sieben Jahren nach meiner letzten „Online-Dating“-Studie –wieder soweit war. Ich war bereit – oder verzweifelt genug – den Singlebörsen eine neue Chance zu geben. Hochoptimistisch dachte ich: Als alleinerziehende Mitdreißigerin falle ich ja nun in eine ganz andere Kategorie, meine Zielgruppe ist eine andere und ich auch ich selbst unterliege einem anderen ‚Beuteschema‘. Zwei Kinder und ein Ex-Mann-in-Spe, das verschreckt das ganz ‚grobe‘ Publikum doch gleich, da bin ich sicher. Dachte ich ….

… ABER … ich kann es kaum in Worte fassen, aber … OH MEIN GOTT.
Es hat sich einiges getan in der Singlewelt des Internets:
Während die Mitzwanziger noch mit mehr oder wenigen kreativen Nicknames kämpften, ist es heut scheinbar üblicher einfach seinen Vornamen anzugeben. Nun, das beugt auf jeden Fall der ersten Peinlichkeit vor. Wobei mir „KingSizeCGN“, „MamasLiebling“, „BigDig80“, „Eselsrücken“ und „Intenso“ auch irgendwie ans Herz gewachsen waren … damals.
Bei den Profilbildern wird es dann aber wieder spannend. In Zeiten von Power-Selfieing hat ja jeder – ich kann mich da durchaus nicht ausnehmen, muss ich zu meiner Schande gestehen – 10.000 Aufnahmen von sich selbst mit ausgestrecktem Fotoarm auf dem ständig mitgeführten Smartphone. Wir wissen schon alle, dass wir auf 95% der Selfies außerordentlich unvorteilhaft aussehen, oder? – Nur mal so als kurzen Denkanstoß für zwischendurch… Jedenfalls die Bilder. In Zeiten von Tinder, Badoo und Finya – die in der Hauptsache für die Nutzung am Handy und nicht wie früher für den PC ausgelegt sind – klicken wir ja nicht mehr, sondern ‚swipen‘. ‚Swipe‘ (…für die Neulinge: wischen auf dem Display des Smartphones) nach links bedeutet „is nix“, ‚Swipe‘ nach rechts bedeutet „I like“. Daraus ergibt sich automatisch, dass das Profilbild über „alles oder nichts“ entscheidet. Als wäre die Online-Dating-Welt nicht schon oberflächlich genug gewesen, heute haben wir kaum noch Platz für einen individuellen Text. Ein paar Bilder, ein paar Eckdaten (Raucher/Nichtraucher; Single/Vergeben ….– Vergeben? Echt jetzt? Im SingleTool?!? Anderes Thema, aber … hä??? – …; Kinderwunsch; Größe; Gewicht; Augenfarbe …) und vielleicht noch 120 Zeichen für Freitext. Mehr ist für die persönliche Entfaltung nicht vorgesehen. Wozu auch? Man sieht ja in den neuen Apps tatsächlich nur das 1. Bild, für alles Weitere muss man aktiv ins Profil klicken, auf den ersten Blick gibt es nichts. Tja … wenn da das Profilbild nicht einschlägt wie eine Bombe ist man eh nach links verschoben.
Ich für meinen Teil habe mein Profilbild natürlich sorgfältig ausgewählt, das Profil um 2-3 weitere ergänzt, meine Eckdaten ausgefüllt und die maximale Zeichenzahl für meinen Freitext genutzt. DAS kann man von dem Großteil der Herren nicht behaupten. Die Meisten haben nicht mal die Eckdaten ausgefüllt, geschweige denn einen eigenen kreativen Satz formuliert um sich aus dem Standart-Selfie-Licht herauszuheben. Ich KANN also gar nicht anders, als 100% oberflächlich zu entscheiden, ob mir seine Nase passt oder nicht. Meistens bemühe ich mich einige Eckdaten aus den Fotos heraus zu interpretieren: Hält eine Zigratte. Raucher. Zack nach links. – Hat eine Katze, bin ich allergisch, zack nach links. – Knutschfoto mit einer Frau … ähhh … what ever, zack links….und so weiter und so fort…
Wenn man dann mal jemanden gesehen hat, dem man – nach sorgfältiger oberflächlicher Prüfung – rechts ‚geswiped‘ hat und dieser Jemand einen auch rechts gewischt hat, hat man die Möglichkeit ein Chatgespräch zu eröffnen. Ungeschriebenes Gesetz: „Wer zuletzt swiped, schreibt zuerst.“…macht durchaus Sinn.
Und jetzt wird es interessant. Böse pauschalisiert: Der Großteil der ‚Volltreffer‘ oder ‚Matches‘, – wie die gängigen Apps einen beidseitigen Rechtswisch titulieren – bei denen ich in der Pflicht war zuerst zu schreiben und mir selbstverständlich einen möglichst netten Erst-Kontakts-Text ausgedacht habe, verlaufen unbeantwortet im Sande. Woran das liegen mag, bleibt reine Spekulation. Höflich ist das nicht, aber das war ja tatsächlich vor sieben Jahren auch schon ‚normal‘. Manchmal habe ich auch das Glück nicht den Gesprächsstart zu beginnen und erhalte von einem attraktiven Herren ein: „Hi.“, wenn sich einer was richtig Kreatives ausgedacht hat auch ein „Hi, wie geht’s?“ … oder „Hei wi geht“ oder „Hey, du bist süß, hast du Lust auf Sex?“, oder auch „ficken?“ … Ja. Puh. Was soll ich sagen?!? Auf die letzten drei Anschriften einzugehen lohnt sich nicht, die werden halt einfach – auch ohne Rückantwort – verspätet ‚ge-links-swiped‘. Kommen wir also zur Begrüßungsfraktion. Grundsätzlich ist es ja nett ein Gespräch mit einer Begrüßung zu starten. Leider verlaufen die Gespräche dann im Regelfall so: „Hi.“ – „Hi auch“ – „Wie geht’s?“ – „Gut, danke und selbst?“ … ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass ich über die Wie-Geht’s-Frage eigentlich mal eine eigene Geschichte schreiben sollte, denn wen interessiert das denn schon wirklich? … vielleicht sollte ich mal antworten „Ach weißt du, mir geht’s im Moment grad gar nicht gut, weil….“, das wäre sicher mal ein interessantes Gespräch…aber zurück zum Thema: Die Wie-Geht’s-Floskel erhält natürlich ein ordnungsgemäßes „Gut, danke. Und dir“ – „Auch gut.“ – „Schön“ – „Ja.“ …. Hier ist in den meisten Fällen Ende. Manchmal folgt noch ein halbherziges „Was treibt dich hierher?“ … Ernsthaft? Was treibt mich auf eine Dating-App? Die Suche nach einem Hochzeitredner für meine bald anstehende Traumhochzeit mit meinem Traumprinzen wird es wohl nicht sein, oder?!? …

Manchmal, ganz manchmal, kommt aber doch ein kleiner Small-Talk zustande. Im Regelfall verabschiedet man sich dann relativ schnell von der komplizierten Dating-App und wechselt zum altbekannten und deutlich praktischeren WhatsApp. Da geht es dann weiter. Als alleinerziehende Mama mit zwei Kindern, die gegen 19:00Uhr tatsächlich das Bett hüten, ist man ja für jeden zwischenmenschlichen Kontakt – und sei er nur virtueller Natur – dankbar. Daher wird die Kontaktliste meines Smartphones dann – meist sehr temporär – um „Denis Tinder“, „Marc Finya“ und „Pat Badoo“ erweitert. Wie war das noch vor sieben Jahren … erst schreibt man ein paar Tage. Wenn das gut läuft, telefoniert man ein paar Abende. Wenn am Telefon keine unangenehmen Gesprächspausen entstehen, oder ein nicht tragbarer Dialekt das Gespräch frühzeitig beendet, dann verabredet man sich zu einem Drink in der echten Welt.
Heute ist das offenbar anders. Meist folgt nach dem „Hi–Hi–Wie geht’s?–Gut–Und selbst?–Auch gut.“-Geplänkel ein sehr bestimmtes: „Ach übrigens ich hab keinen Bock lange hin und her zu schreiben, nur bei einem Treffen lernt man sich kennen, also wann hast du Zeit?“ … ähhh ja … auf die Bitte, vor einem Treffen doch zumindest vorher einmal zu telefonieren, schließlich seien meine Abende als alleinerziehende recht rar gesät und diese wenigen Inseln der Ruhe würde ich nur ungern mit schlechten Dates verbringen (die ich mir nach nur 2 Minuten Telefonat unter Umständen bereits von vorne herein gespart hätte), wird im Regelfall schon gar nicht mehr – oder im besten Fall mit einem „nö dann nicht“ reagiert. Ja. Auch gut. Der wäre es dann wohl eh nicht gewesen.
Aber … und jetzt komme ich zu einem Phänomen was mir bitte jeder Kerl der es in meinem Text bis hierhin geschafft hat erklären darf … ich werde die Erklärungen sammeln und wissenschaftlich aufbereiten. Fest Versprochen. PENISSE … Jungs! … Ernsthaft??? …. Was habt ihr nur mit eurem Geschlechtsteil? Da schrieb ich seinerzeit – erstaunlich nett – mit einem gutaussehenden adretten jungen Mann, selbst auch ein Papa, Job im Finanzwesen. Also perfekte Eckdaten, wenn man so will. Wir schreiben über dies und das … ich glaube es ging gerade darum, was ich eigentlich beruflich mache. Plötzlich von meinem Gegenüber ein unscheinbares „Guck mal“ und BÄÄÄM prangt ein vollkommen entblößter Penis in Kommandostellung auf meinem Bildschirm… HALLO?!?!? Mal ehrlich, was denken Männer sich??? Denken Männer überhaupt??? Vielleicht bin ich auch komisch, aber ich persönlich finde diesen Körperteil nun wirklich nicht besonders schön, hervorhebenswert oder …. wichtig? Klar er sollte schon funktionieren, seine Arbeit beherrschen und gut riechen, … aber wer um alles in der Welt, braucht ein Bild des kleinen Mannes vor dem ersten Live-Kontakt? Also, ICH NICHT! Auch die permanenten Fragen „schickst du mal ein Bild von deinen Brüsten?“ … ähhhh lass mich kurz darüber nachdenken … NEIN! Ich wiederhole mich nur ungern, aber HALLO?!?!? WAS DENKEN MÄNNER SICH?!?
Ich frage mich in solchen Augenblicken immer gerne, wie verhalten sich diese Menschen im realen Leben? Gönnen wir uns ein wenig Spaß! Spielen wir es mal durch! Ich stehe in einem Club an der Bar. Ein netter Mann stellt sich neben mich, lehnt sich an den Tressen: „Hi.“, ich schaue ihn an: „Hi.“, er: „Wie geht’s?“, „Gut danke und selbst?“, „Gut. Was machst du so?“, ich schaue auf meinen Drink: „Ich stehe in einer Bar und habe einen Drink.“, er „Ah. Ok. Kann ich mal deine Brüste sehen?“ …. Ernsthaft? Was würde ich wohl tun?!? … Ok, gehen wir davon aus, ich habe einen guten Tag und bin ausnahmsweise höflich, also lächele ich betreten und sage: „Ja, ne ist klar.“ … und dann er so: „Guck mal!“ und lässt seine Hose runter. ERNSTHAFT??? JUNGS! ERKLÄRT’S MIR! BITTE!

Welcome back in der Welt des Online-Dating … ich resümiere: Es hat sich in sieben Jahren vieles verändert, das Meiste ist nicht besser geworden. Für die Interessierten unter euch: Ein reales Date ist meiner neuen Phase noch nicht entsprungen. Über Phase 2 des Online-Datings habe ich also noch nichts zu berichten. Und ich fürchte: Ich werde sie auch nicht mehr erreichen. Zwar trägt das ein oder andere Profil und Kurz-Gespräch durchaus zu meiner Erheiterung bei, aber im Großen und Ganzen ist es immer noch Zeitverschwendung und Mr. Right werde ich wohl auf Tinder und Co nicht finden.
Ich glaube ich warte dann mal doch auf den magischen Zufallsmoment … mal gucken wo gerade RushHour ist …

©AylaElin, April 2018

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Sonntag, 11. März 2018
„Glückliche Eltern = Glückliche Kinder“ oder „Die 10 Phasen einer Trennung“
Dies wird mal ein ganz anderer Artikel, ein sehr persönlicher Artikel. Ein Artikel mit dem ich Mut machen möchte. Mut dafür, dass es manchmal okay ist zu scheitern. Mut machen dafür, dass ein Neuanfang manchmal gar nicht so schwer ist wie gedacht. Mut machen dafür, etwas zu wagen. Mut machen dafür, Entscheidungen zu treffen. Mut machen dafür, glücklich zu sein.

Der Traum:
Ich bin 34 Jahre alt und seit einem knappen Jahr alleinerziehende Mama zweier bezaubernder Jungs. 2011 lernte ich den Vater meiner Kinder kennen, der 2013 mein Ehemann wurde. Wir hatten Pläne und Vorstellungen: Kind, Haus, gemeinsam alt werden. Das ganz klassische konservative Model. Ich träumte immer von meiner „Rama-Familie“: Ein Junge, ein Mädchen, ein Hund und morgens während die Frühlingssonne durchs Küchenfenster scheint, stupse ich meinem fabelhaften Ehemann liebevoll die Butter auf die Nase, bevor er gutaussehend und überglücklich wie eh und je zur Arbeit entfliegt. Ein schöner Traum, oder? Harmonisch, perfekt und die ganz große Liebe …

Phase 1 - Die Realität
Aber was wurde aus meinem Traum nach zwei Kindern? Mal abgesehen davon, dass Tochter und Hund nicht am Frühstückstisch saßen und wir kein Haus hatten … rückblickend, Gott sei Dank. Mein Mann und ich waren Mama und Papa und sämtliche Absprachen über die Kinder konnten wir wunderbar treffen, aber Liebe? Liebe war da keine mehr. Wir lebten nebeneinander her. Keine Kritik war das größte Lob und jeder empfand den anderen als Last.

Phase 2 - Aufwachen
Ich begann mich Dinge zu fragen wie: „Das bis an mein Lebensende?“, „Will ich so leben?“, „Ist DAS Ehe?“ Ich zerbrach mir den Kopf darüber wie ich meine Ehe retten könnte, wie ich wieder Feuer in die Beziehung bringen könnte und wie ich es schaffen könnte, all diese Dinge die mich nerven auszublenden. Ich bin ein von Natur aus positiver Menschen, mein Glas ist im Regelfall halb voll und so redete ich mir relativ erfolgreich ein, auf hohem Niveau zu jammern. Was hatte ich schon für ein Problem? Mein Mann war klug, hatte einen super Job, sah nicht schlecht aus, raucht nicht, trinkt nicht, schlägt mich nicht, betrügt mich nicht und war ein liebevoller Vater. Eigentlich alles prima, oder? Aber warum um alles in der Welt, schafften wir es nicht uns res-pektvoll und liebevoll zu behandeln? Uns aufeinander zu freuen? Unser Alltag bestand aus kühlen Absprachen, einem knappen „Hallo wie war dein Tag“ und einem gebrummten „Normal“. Dann ging jeder seiner Wege. Wir stritten nicht mal ständig, wir redeten einfach gar nicht. Zusammengefasst: Wir schafften es einfach nicht glücklich zu sein. Es folgten viele, viele durchwachte Nächte, Tränen, verzweifelte Versöhnungsversuche … und jede Menge Frustration.

Phase 3 – Die Schlüsselmomente
Da gab es einen dieser Schlüsselmomente, als mein Großer (damals 3 Jahre alt) zu mir sagte: „Mama, wir kuscheln immer ganz viel mit dir und mit Papa, aber Erwachsene kuscheln ja nicht.“ Es traf mich wie ein Schlag und ich sagte: „Doch mein Schatz, auch Erwachsene kuscheln.“ Da dämmerte mir, er hatte Recht. Sein Vater und ich tauschten schon seit Monaten keinerlei Zärtlichkeiten aus. Woran lag das? Ein zweites Mal traf mich die Erkenntnis: Ich hatte einfach keinerlei Bedürfnis dazu. Und wie kann das sein? Die Lösung ist so simpel: Liebe! Die Liebe war weg. Dann weinte ich, tage-lang, nächtelang, still und heimlich und ich hatte Angst. Riesige Angst. Und Schuldgefühle. Schuld-gefühle meinem Mann gegenüber und vor allem meinen Kindern gegenüber. Und dann kam die nächste Stufe der Gedanken: „Kann ich meine Ehe nicht einfach ohne Liebe führen?“, „Können wir vielleicht eine ‚offene‘ Beziehung führen?“, „Muss ich mich einfach nur zusammenreißen?“, „Was wenn ich es nicht schaffe?“ und immer wieder die zentrale Fragen: „Wie lange kann ich das aushalten?“, „Werde ich das irgendwann bereuen?“ Angst, große Angst, Selbstvorwürfe, Schuldgefühle und pure Hilflosigkeit dominierten meinen Alltag. In dieser Phase der allergrößten Hilflosigkeit hatte ich das große Glück mit meinen beiden Jungs in eine Mutter-Kind-Kur zu fahren – ich setzte mir das Ziel, die Ruhe, Entspannung, therapeutische Beratung und Seeluft dazu zu nutzen mir darüber klar zu werden, was ich will. Was die Zukunft bringen soll. Nach vielen Gesprächen in professioneller Beratung. War ich dazu bereit mir selbst einzugestehen: Die Liebe ist weg, die Ehe gescheitert, hier ist nichts zu retten. Nun folgte ein harter Weg. Tränen, Wut und Verzweiflung trieben mich durch die Tage. Meine Fragen waren nun andere: „Wie konnte das passieren?“, „An welcher Stelle haben wir die Abfahrt zum Glück verpasst?“, „Wann hätten wir noch umkehren können.“ Und im Zentrum natürlich immer die Kinder: „Was tue ich meinen Kindern an?“, „Ich zerstöre meinen Jungs die Familie.“, „Ich bin egoistisch.“, „Ich stelle mein Glück über das Glück der Zwerge.“

Phase 4 – Die Erkenntnis - Glückliche Eltern – glückliche Kinder
Letztendlich jedoch sind die meisten Antworten irrelevant. Wann wir die Abfahrt verpasst haben und ob wir hätten umkehren können ist an diesem Punkt nicht mehr wichtig, denn wir haben sie bereits verpasst. An diesem Punkt hilft nur noch nach vorne zu schauen und an dieser Stelle muss ich meiner phantastischen Therapeutin danken, die mir in langen Gesprächen klargemacht hat: „Glückliche Scheidungskinder blicken auf eine viel bessere Kindheit, als Kinder die in vermeintlich perfekten Familien leben.“ Denn unsere Kinder werden größer und verstehen von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr mehr. Und irgendwann – nicht morgen, nicht übermorgen und vielleicht auch nicht schon in zehn Jahren, aber in fünfzehn oder zwanzig Jahren – wenn sie selbst erfahren was es heißt zu lieben, werden sie uns fragen, warum wir eigentlich noch zusammen sind und wir werden wahrheitsgemäß antworten: „Wegen euch.“ Und dann? Was ist dann? Machen wir damit nicht unsere Kinder dafür verantwortlich, dass wir jahrelang ausgehalten haben? Wollen wir unseren Kindern diese Last – denn so werden sie es ganz bestimmt empfinden – aufladen? Und plötzlich war mir ganz klar: So möchte ich nicht alt werden. Das möchte ich meinen Kindern nicht vorleben. Ich möchte, dass meine Kinder wissen was Liebe ist, tiefe Liebe die alles überdauert.

Phase 5 – Die Trennung
Wenn man einmal die Entscheidung getroffen hat, dass eine Trennung letzten Endes – auch wenn sie erstmal verdammt weh tut – für alle der bessere Weg ist. Dann passiert etwas ganz Erstaunliches, man verspürt etwas, das man gar nicht mehr kannte: Erleichterung. Zuversicht. Man sieht plötzlich wieder eine Zukunft. Hoffnung. Irgendwann schafft man es die relevanten Fragen in den Fokus zu stellen: „Wie können wir unseren Kindern gute Eltern sein?“, „Wie können mein Mann und ich auseinander gehen, so dass wir uns noch in die Augen blicken können ohne uns zu hassen?“, „Wie regeln wir all das was jetzt auf uns zukommt.“ Und plötzlich kann man konstruktive Gespräche führen, Lösungen finden, über vergangene Zeiten lachen und weinen. Und ich konnte sogar mit einem Lächeln sagen: „Wir haben es voll vergeigt, oder?“ Und mein Mann lächelte auch und sagte: „Aber sowas von.“ Und wir lachten beide. Und dann war das allerschlimmste fast überstanden.

Phase 6 - Die Zukunft
Dann kommt nochmal eine fiese Phase. Die physische Trennung. Neue Wohnung, Hab und Gut auseinanderdividieren, Kinderzeit vereinbaren, finanzielle Absprachen. All das ist so individuell wie wir Menschen selbst. Aber ich kann einen Ratschlag erteilen: Denkt immer daran. Wir sind die Erwachsenen. Wir sind die Klugen. Die Kinder sind sowieso die Leidtragenden, deshalb ist es wichtig sich so gut wie irgend möglich zu verhalten. Einigt euch vernünftig. Versucht nicht euch auszuziehen. Nutzt nicht die Kinder als Druckmittel. Alles was ihr entscheidet, entscheidet es im Sinne der Kinder. Stellt eure Kinder in den Fokus. Denn Fakt ist: Die Kinder sind das Einzige was euch jetzt noch verbindet. Ob der andere 10 qm mehr Wohnfläche hat, ein paar Kröten mehr auf dem Konto oder vielleicht das große, große Glück hat sich als erstes neu zu verlieben ist vollkommen und absolut irrelevant für euch als ELTERN. Ihr seid ELTERN, kein Paar mehr, keine Liebenden und ihr müsst auch nicht zwangsläufig Freunde werden. Wenn ihr das werdet, schön für euch, aber nötig ist es nicht, ihr müsst nur eins. ELTERN sein. Wenn ihr diesen Grundsatz in den Fokus eurer Unterhaltun-gen stellt … und davon wird es unendlich viele geben, ich sag es euch … dann werdet ihr eine Lösung finden. Denn eins ist sicher: Es geht alles und für alles gibt es eine Lösung.

Phase 7 – Einfach machen:
Und dann heißt es nicht träge sein. Anpacken. Machen. Wohnung suchen. Umziehen. Kinderzimmer einrichten. Und die Kinder informieren. Und als weiterer Ratschlag dazu: Es ist nicht wichtig WER sich getrennt hat. Wer letzten Endes den Mut hatte zu sagen „Bis hier hin und nicht weiter“ – denn erfahrungsgemäß ist es immer einer von beiden, der andere hätte noch länger ausgehalten. Einer muss die Entscheidung treffen, damit es vorwärts geht – aber für eure Kinder ist es nicht wichtig, ganz im Gegenteil. Denkt immer daran, ihr wollt noch Eltern sein. Gemeinsam Eltern sein. Eure Kinder sollen euch weiterhin als stabile Einheit erleben. Deswegen: Ganz egal, wer die Trennung ausgesprochen hat, der Wortlaut für eure Kinder sollte immer – jetzt und in der gesamten Zukunft – sein: „Wir haben entschieden, dass das jetzt für alle das Beste ist.“, Auch wie die Kinderzeit verteilt wird, ist EURE Entscheidung: „Mama und Papa haben entschieden, dass wir es erst mal so machen.“ Zwei- , vier- oder Sechsjährige Kinder können nicht entscheiden wo sie wohnen möchten … Teenagern sieht das sicherlich schon etwas anders aus...aber kleine Kinder können die Tragweite dieser Entscheidung nicht treffen und sollten das auch nicht müssen. Und dann macht! Packt an! Denn kommt die Sache einmal ins Rollen, sollte es auch voran gehen, ich kann nur sagen die Zeit dazwischen – ich nenne sie mal Überbrückungszeit – ist für niemanden wirklich schön und sollte so kurz wie möglich gehalten werden. Ich habe noch fast vier Monate mit meinem Mann eine Wohnung geteilt, und das war zeitweise wirklich anstrengend und ist für die Kinder auch sehr belastend. Also packt es an! Redet, redet, redet und organisiert was das Zeug hält.

Phase 8 – Der Neuanfang:
Und dann kommt der Tag. Zwei Wohnungen. Zwei Leben. Und ich sag euch, jetzt geht es aufwärts – aufwärts mit Rückschlägen – aber aufwärts. Für mich war es unglaublich, ich tanzte wieder durch die Wohnung. Mein Glas war endlich wieder halb voll. Plötzlich konnte mich kaum noch etwas aus der Ruhe bringen. Ich hatte Energie für 10. Arbeiten, Kinder, ehrenamtliche Tätigkeiten, Freunde und Familie. Plötzlich passte alles wieder mit Leichtigkeit in meinen Tagesplan. Und ich stellte fest: ES GEHT ALLES – MAN MUSS ES NUR MACHEN. Schwimmen gehen, alleine mit zwei kleinen Kindern: Geht. Urlaub allein mit zwei Kindern: Läuft. Morgens zwei Wirbelwinde pünktlich in der KiTa abliefern und zur Arbeit fahren: PASST. Man muss es nur machen. Sicherlich eine gehörige Portion Organisation gehört dazu, aber ES GEHT ALLES. Und das erstaunlich leicht. Ich wurde oft gefragt: „Mit zwei Kindern allein und dann auch noch arbeiten und dies und jenes … wie schaffst du das?“ Und ich konnte immer nur sagen: „Die Frage stellt sich mir nicht. Es muss, also geht es.“ Und ganz ehrlich: Es geht wunderbar. Mein Großer (damals 4 Jahre alt) sagte in der Phase mal: „Mama, weißt du. Die neue Wohnung ist voll schön. Und seit wir in der neuen Wohnung sind, ist es viel besser als vorher. Du schimpfst gar nicht mehr so oft und Papa spielt ganz viel mit uns wenn wir da sind. Es ist jetzt richtig schön so.“ Und da wurde mir klar: Meine Kinder haben verdammt viel von der Disharmonie zuhause mitbekommen, mehr als mir lieb ist. Und der Leitsatz: „Glückliche Eltern = glückliche Kinder“ ist verdammt wahr.

Phase 9 – Der Rückfall:
Nach einer Weile – ein paar Tagen, Wochen oder Monaten – wenn man sich eingelebt hat und mit seiner neuen Situation arrangiert, kommt eine gefährliche Phase. Die Kinder schlafen abends friedlich in ihren Betten, man selbst sitzt auf dem Sofa schaut fern, schreibt oder liest, aber man ist allein. Die Sonn- und Feiertage sind lang und einsam, weil alle intakten Familien haben „Familyday“. Man ist doch sehr viel allein mit den Zwergen. Und dann die Absprachen mit dem Papa, die laufen so gut. So langsam könnt ihr Small Talk miteinander führen, vielleicht helft ihr euch sogar bei Kleinigkeiten, schafft es den Geburtstag des Kindes zusammen zu zelebrieren und bei der Nikolausfeier im Kindergarten als Eltern nebeneinander zu sitzen...und dann ist da plötzlich diese kleine Stim-me die flüstert: „Wir verstehen uns jetzt so gut.“, „Haben wir zu früh aufgegeben?“, „Hätten wir es doch packen können.“, „Wieso kriegen wir das jetzt alles ohne Streit hin.“ … und dann ist da dieses „Vielleicht wird es ja doch nochmal…“ … und jetzt sage ich: GANZ VORSICHTIG! Ja – es gibt diese Geschichten, durch die Trennung gemerkt wie viel man sich bedeutet und so weiter und so fort. ABER, ganz ehrlich ich verwette meinen Hintern darauf – und der Einsatz ist groß – dass eine Reunion in 99 … na ja ok sagen wir 95% der Fälle mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schief geht. Denn: Ja, ihr versteht euch jetzt. ABER: All das woran eure Beziehung gescheitert ist, existiert ja in eurem Leben gerade nicht mehr. Ihr seid ja einfach nur Eltern. Es ist für euer jetziges Leben vollkommen irrelevant, dass er ständig antriebslos ist, mit jedem kurzen Rock flirtet oder euch nie in den Arm nicht. Es betrifft euch nicht, dass sie ständig viel zu gute Laune hat, Stunden im Bad braucht und euch keinerlei Liebe entgegenbringt. All diese Dinge sind für eure „Eltern-Beziehung“ – für die ihr euch entschieden habt – nicht relevant. Sie sind aber nicht weg und werden in einer erneuten Paar-Beziehung schneller wieder aktuell, als man bis drei Zählen kann. Deswegen mein Tipp an dieser Stelle: Tief durchatmen und nochmal resümieren, warum ihr euch getrennt habt. Und euch ganz, ganz klar machen: Ist es wirklich euer Ex den ihr abends auf dem Sofa vermisst, oder vermisst ihr nicht vielmehr einen Partner, Vertrauten, eine Liebe wie Rama sie uns suggeriert? Das ist nämlich ein ganz großer Unterschied.

Stufe 10 – Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben
Und jetzt habt ihr es fast geschafft. Ihr habt den ganzen Sch… hinter euch. Ihr habt erkannt, das Leben ist schön und ihr wollt dieses schöne Leben mit euren Kindern, aber auch irgendwann mit einer neuen Liebe teilen. Denn – zumindest bei mir ist es so – ich möchte das meine Söhne wissen, dass auch Erwachsene kuscheln. Ich habe vor 6 Jahren einen Mann geheiratet, hatte den Plan mit ihm mein Leben zu verbringen, aber: Leben ist das was passiert, während man plant … manchmal kommt es anders. Es gibt viele Formen von Familie. Das Leben ist so verdammt kurz und kann so unglaublich schnell vorbei sein und JEDER – meine Kinder, aber auch ihr Vater und ich – hat das Recht glücklich zu sein. Wir konnten es miteinander nicht. Aber ich bin hundertprozentig davon überzeugt: Irgendwann kommt dieser eine Mensch in dein Leben, der dir zeigt warum es mit den anderen nicht funktioniert hat. Und mit etwas Glück ist es auch der passende Zeitpunkt und ihr habt den Mut euch einfach auf dieses Neue einzulassen und es noch einmal zu versuchen. Und ganz ehrlich – ich für meinen Teil möchte diesen Menschen nicht verpassen, weil ich an etwas festklammere, was niemanden auf Dauer glücklich macht. Ich möchte leben und lieben und meinen Jungs vorleben was wahre tiefe Liebe ist.

Das waren sie – die 10 Phasen einer Trennung. Ich möchte hier ganz gewiss nicht den Eindruck vermitteln, dass eine Trennung das gelbe vom Ei ist. Natürlich ist es schöner, wenn der Mensch mit dem man Kinder in die Welt gesetzt hat, auch die Liebe unseres Lebens ist. Das ist der Idealfall und wäre jedem zu wünschen. Aber leider hat nicht jeder dieses große Glück. Und ganz gewiss sollte die Entscheidung für einen Schlussstrich nicht leichtfertig getroffen werden. Ich habe mir diese Entscheidung jedenfalls nicht leicht gemacht, habe lange gekämpft. Meine persönlichen 10 Phasen umfassten fast zwei Jahre. Aber ich möchte Mut machen, Mut machen dafür, dass ein Neuanfang auch kein Weltuntergang ist, sondern eine neue Chance bedeuten kann.

Womit es in meinem nächsten Text weitergeht, kann ich nicht sagen. Vielleicht lest ihr ein paar Anekdoten aus dem „wahnsinnigen Alltag einer alleinerziehenden Jungsmama“, oder vielleicht auch einen Auszug aus dem „Projekt Patchwork-Family“ ... ich weiß nie wann mich die Muse das nächste Mal küsst. Aber ihr werdet es mitbekommen.

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Donnerstag, 30. März 2017
Die Windel muss weg oder „Ich bin Rabenmutter, ich darf das!"...
Heute möchte ich euch an einem Meilenstein in der Entwicklung unseres Großen teilhaben lassen. Es geht um … ich hoffe ihr lest das hier nicht beim Essen, ansonsten rate ich: Verschiebt besser eine der beiden Tätigkeiten auf später. Es sei denn ihr seid Eltern, dann schockt euch das nicht. Es geht um das Ende einer Ära, das Ende von unzähligen Kämpfen auf dem Wickeltisch. Es geht um ein Thema worüber tatsächliche und selbsternannte Experten Romane schreiben und Eltern wahre Challenges austragen und nicht zuletzt … lügen bis sich die Balken biegen … es geht um das „Sauber werden“.

Nun – was soll ich sagen? Ich muss an dieser Stelle einmal kurz ausholen und etwas erwähnen: Ich liebe das Internet ich bin süchtig nach dem „Social Network“ und kann – sehr zum Leidwesen meines Mannes – Stunden und Tage damit verbringen mich durch Foren jeglicher Colour zu klicken um mich an den mal mehr, aber definitiv im Regelfall eher weniger, eloquenten Ergüssen anderer Besucher zu ergötzen. Ich bin sogar eine von der fiesen Fraktion: Ich lese und profitiere, behalte meinen eigenen Senf aber im Regelfall für mich. AUSSER ich habe so richtig Langeweile, DANN … ja DANN starte ich auch mal eine Diskussion. Zum Beispiel so: „Hey ihr Lieben, ich habe mal eine Frage. Mein Kind soll nun ohne Schnuller auskommen. Darf ich ihm zum Abgewöhnen alternativ einen Lolli geben? Mein Sohn ist auch erst 10 Monate alt und ich würde ihm den auch nur im Gehfrei geben, wenn er gerade Fernseh schaut, zur Sicherheit...“ Habt ihr das mal gemacht? Müsst ihr unbedingt ausprobieren. Ich sag euch, dann legt die Müttermafia los … geil! – Ich weiß, einige finden das hier jetzt respektlos und unmöglich, aber mal ehrlich … Spaß! Das Leben macht Spaß! Wenn man ihm die Chance gibt … aber ich erinnere auch hier an die „Klick und weg…“- Funktion 😉 … (genau erklärt weiter unten im Artikel "Klick und weg!")

So, aber zurück zum Thema:
Die Windel soll weg! Ich habe es mir also nicht nehmen lassen zuvor in meinen heißgeliebten „Mutti-Foren“ nach der richtigen Methode zu forschen. Was haben wohl all die selbst ernannten Pädagoginnen, Medizinerinnen und Psychologinnen zum Thema „trocken werden“ zu sagen? Hach! Es war wieder ein Fest. In Gänze ausgeführt würde es hier zu weit führen, aber unterm Strich zusammengefasst ist der Tenor der modernen Pädagogik: „Lassen Sie ihrem Kind solange eine Windel, bis es selbst soweit ist sie auszuziehen und das auch eigenständig anzeigt.“ SauberkeitsERZIEHUNG ist heutzutage nur noch ein letztes Überbleibsel aus dem kalten Krieg und wer sein Kind, ohne von ihm selbst dazu aufgefordert zu werden, auf den Topf – oder gar die Toilette – setzt, verkauft die arme kleine Seele an den Teufel und fügt dieser darüber hinaus weitreichende und lebenslange Schäden zu. Soweit so gut. In der Theorie finde ich das absolut sinnig und verständlich, aber in der Praxis? Ganz ehrlich, ich bewundere alle Eltern die diese Ausdauer haben.
Aber – und das sei hier einmal erwähnt, ihr werdet es mit der Zeit auch selbst herauslesen – ich bin nicht andere, ich bin ich und darüber hinaus bin ich die „Rabenmutter par excellence“. Ich hatte diese Geduld nicht. Eines Tages nach einem reichhaltigen Abendmahl und der darauffolgenden Bescherung in der morgendlichen Windel meines damals gut 2,5-Jährigen Sohnes, fand ich: „Nein, ich möchte das bitte nicht.“

Also entschied ich ohne meinen Jungen zu fragen: Pampers sind aus. Ich erklärte meinem Sprössling – der bis dahin nicht ansatzweise Interesse an Topf oder Toilette zeigte: „Schatz, ich möchte das nicht mehr sauber machen. Du bist groß, du kannst auf die Toilette gehen. Ich zieh dir keine Windel mehr an.“
Gesagt getan … ich hatte von dieser herrlichen Methode „Windelfrei in 3 Tagen“ gelesen und fand die Idee spitze. Für euch kurz zusammengefasst: Das Kind läuft spliterfasernackt (zumindest untenrum) durch die Wohnung und das sich kümmernde Elternteil – in dem Fall ich – beobachtet es ganz genau. Ununterbrochen. Jede Sekunde. Um seine Signale für Pipi oder Kacka zu erkennen und dann rechtzeitig in Vin-Diesel-Manier mit dem Töpfchen zu ihm zu hechten und das Geschäft darin AUF-ZU-FANGEN … jaaaa … so ist der Plan … Dadurch soll das Kind lernen zu erkennen, was da passiert und wo das was passiert hin soll. Super! In der Theorie!
In der Praxis, hatte ich neben meinem 2,5-Jährigen Sohn, noch meinen 6 Monate alten Sohn und absehen davon … man möge mich dafür steinigen … schlichtweg weder Lust noch Zeit mein Kind jede Sekunde zu beobachten. Dementsprechend hatte ich nach etwa 3 Stunden, einen nassen – und wirklich fies riechenden – Teppich, eine nasse – und genau fies riechende – Sofaseite … (Anmerkung: Jungs pieseln nicht gerade nach unten meine Damen und Herren, einer Tatsache die man sich bei dieser Methode bewusstmachen sollte) … und ein Häufchen auf der Terrasse…Ja. So war das. In der Praxis. Ich beendete dieses Experiment also nach 3 Stunden. Und entschied mich für die herkömmliche – wenn auch als langwierig angekündigte – Methode: Normal anziehen, nur ohne Windel.
12 Stunden und 12 nasse Kleidungsstücke später kam ich erneut Wanken. Doch mir fiel ein, ich hatte ja bereits ein Kinderbuch über das wegzaubern der Windel besorgt. Mein Sohn fand die Geschichte herrlich und ich musste erstaunt feststellen, dass mein Zwerg erstaunlich gut erklären konnte wie man ein Töpfchen zu benutzen hat und wo Pipi und Kacka hingehören. So völlig fremd schien ihm die Materie also gar nicht zu sein. Faszinierend!
Nach nur drei Tagen reduzierte sich die Schmutzwäsche von zehn Mal täglich auf zwei bis drei Mal täglich. Und nur wenige Wochen später wusste mein Sohn zuverlässig wo das Pipi hingehörte. Das war doch ein super Erfolg, und ganz ehrlich so lange hat es wirklich nicht gedauert und das obwohl mein Sohn – laut „Experten“ noch gar nicht bereit dazu war.

Die Sache mit dem großen Geschäft allerdings lies leider etwas länger auf sich warten und dabei konnte uns das geliebte Buch bedauerlicherweise nicht helfen. Ich musste auf altbewährte Bestechungsmethoden zurückgreifen. Ich erinnere mich noch wie meine Großmutter einmal völlig überzeugt sagte: „Gute Erziehung erfolgt über Erpressung.“ Damals schüttelte ich fassungslos den Kopf und schwor mir, mein Kind nie, nie, niemals zu erpressen.
Nun, wie soll ich sagen? So eine volle Windel ist bei einem fast Dreijährigen … unangenehm. Wenn sich das ganze Desaster jedoch in Unterhose, Jeans und Schuhen verteilt, ist das … ihr kennt das vielleicht selber. Jedenfalls wurde Erpressung irgendwie reizvoll. Und schon hörte ich mich sagen: „Schatz, pass auf wir machen einen Deal, das nächste Mal wenn das „Gacks“ in die Toilette und nicht in die Hose geht, bekommst du ein Schokobon.“ Schande auf mein mütterliches Haupt! Ja ich weiß! Belohnung ist im Sauberkeits“training“ ein noch größeres Tabu als das Training überhaupt. Aber da es – wie ich im Internet gelernt habe – heutzutage ja überhaupt keine Sauberkeitserziehung mehr gibt … was soll’s. Also entschied ich: „Ich bin Rabenmutter, ich darf das...“
Erstaunlicherweise ging ab diesem Tag absolut nichts Größeres mehr in die Hose. Ich persönlich finde das war’s wert. Denn unterm Strich ist es mir ziemlich egal WARUM mein Kind auf Toilette geht, Hauptsache es tut es. Unser Sohn wirkt übrigens auch nach wie vor aufgeweckt und nicht psychisch labil und nach nur wenigen Wochen funktionierte das alles auch ohne Bonbons. Es war also offenbar halb so schlimm.

Ein bisschen wurde ich für diese Methode aber dann doch noch bestraft, als mein Junge einen „schokobonessenden“ Mann im Park lauthals fragte: „Ohhh hast du Kacka gemacht?“ … ähhm … ja … das ist die Essenz mit der wir Rabenmütter leben müssen…


©AylaElin (März, 2017)

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Dienstag, 28. März 2017
Ich bin wieder hier ...
6 Jahre – 8 Monate – 1 Umzug – 1 Magisterabschluss – 1 Hochzeit – 2 Jobs – 2 Schwangerschaften – 2 Geburten – 3 Jahre, 7 Monate und ein paar Tage (je nach dem wann der Text von jemandem gelesen wird) Mamasein und rund – das ist wirklich nur gerundet – 10.950 Windeln …. ist es jetzt her, dass ich auf dieser Klippe stand und mich entschieden habe zu springen … man könnte fast annehmen der Sprung hat sich gelohnt. Hat er! Rückblickend betrachtet würde ich wohl wieder springen.

6 Jahre und 8 Monate die mich zu einem anderen Menschen gemacht haben. Inzwischen bin ich Viererlei: Mutter, Ehefrau, Hausfrau und nebenbei noch auf der Suche nach einem neuen Job. Während ich behaupten würde eine ganz passable Mutter zu sein, muss ich das mit der guten Ehefrau noch üben und gebe die wahrscheinlich miserabelste Hausfrau in ganz Köln ab, aber all das bin nun mal ich.

6 Jahre und 8 Monate in denen ich viel erlebt habe, unzählige Gedanken, Theorien und Geschichten in meinem Kopf produziert habe und wenig Zeit hatte … – nein falsch! Mir wenig Zeit genommen habe – darüber zu schreiben, aber das soll sich nun wieder ändern. Die Zeit ist reif, mein Kopf platzt vor Geschichten und Ideen, die raus in die Welt sollen. Ich weiß, es gibt unzählige Blogs zu den schrillsten Themen, die Welt braucht ganz sicher nicht noch einen. So viel steht fest. Aber ich bin überzeugt von einem weiteren wird sie auch nicht untergehen und vielleicht – ganz vielleicht – kann ich ein paar Menschen „abholen“ und ihnen ein Lächeln entlocken – 1 oder 2 würden mir schon reichen. Oder wenn nicht, habe ich auch einfach nur ein paar Minuten in denen ich etwas anderes tue als Windeln wechseln, Nase putzen, Monster verscheuchen, Auas wegpusten, Wäsche waschen oder putzen … ok, zugegeben, ich putze nicht, mein Mann hat mir vor einiger Zeit eine Putzperle geschenkt, ich vergöttere ihn wirklich dafür, denn putzen mag ich von allen häuslichen Pflichten am allerwenigsten … aber all das andere tue ich … tagein, tagaus, mal besser, mal schlechter … aber erstaunlicher Weise im Regelfall gut gelaunt, denn eines hat sich auch nach 6 Jahren und 8 Monaten nicht geändert: Mein Glas ist immer halb voll…denn es ist doch ganz leicht: Dinge die mir nicht gefallen ändere ich und wenn ich sie nicht ändern kann, gebe ich mir die aller größte Mühe sie zu akzeptieren. Wenn ich sie aber nicht akzeptieren kann, dann ändere ich sie doch…oder ich laufe schreiend im Kreis…ganz egal, eins geht immer…und daran möchte ich euch nun wieder teilhaben lassen … wem meine Schreiberei gefällt der möge sie weiter in der Welt verbreiten, wem sie nicht gefällt, das altbekannte „Klick und weg“ funktioniert immer noch (https://aylaelin.blogger.de/stories/1857727/) …das ist nach wie vor das Wunderbare am WorldWideWeb …

©AylaElin (28.03.2017)

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Donnerstag, 1. September 2011
Die Ebene
Dort steht sie: Vorne an der Klippe. Vor ihr die neblige Schlucht. Hinter ihr diese Ebene. Sie schaut sich um: Es ist hüglig. Teilweise liegen Steine herum. Sie sieht den Pfad, den sie gelaufen ist. An manchen Stellen ist er eben und gerade. An anderen Stellen steinig, fast unpassierbar, aber man sieht, irgendwie hat sie es geschafft die Hindernisse hinter sich zu lassen. Es scheint ein mildes Licht, nicht zu hell, aber auch nicht zu dunkel. Sie schaut sich um und sieht sich dieses Plateau an, sie weiß ganz genau, es ist nicht ihr Traum. Sie erinnert sich gut an manchen der Wege. Erinnert sich an ihre Gedanken und Ängste. Sie erinnert sich an diese Sehnsucht nach Stärke und Stütze. Nach jemandem der mit ihr auf der Ebene geht, ihr über den ein oder anderen Stein die Hand gehalten hätte, so dass sie ihn hätte ein klein wenig leichter erklimmen können. Sie lächelt ein wenig, denn dieses letzte winzig kleine Stück der Ebene ist eben und bewachsen mit einer weichen Wiese, es scheint beinahe so als sei sie gar nicht wirklich darüber gelaufen. Wirkt fast als haben ihre Füße das hellgrüne Gras kaum berührt. Sie erinnert sich an diese unglaubliche Leichtigkeit des letzten kleinen Stückes. Sie fragt sich warum nicht einfach diese Wiese weiter gehen kann. Diese Wiese, aber im Schutze ihres bekannten Plateaus. Aber sie weiß das würde nicht gehen, auf ihrer Ebene gibt es immer nur kleine Stücke Wiese. Hinter diesen befindet sich immer eine Klippe an der sie nur zwei Möglichkeiten hat, entweder zu springen, oder sich umzudrehen und auf ihrem Plateau zu bleiben. Sie kann sich noch ein wenig auf der Wiese aufhalten, aber auf der Ebene gibt es nicht genügend Nährstoffe, so dass sie lange blühen und weich bleiben könnte. Nach einer Weile wird sie strohig und unbequem, dann ist auch dort bald wieder nur eine Ebene mit Steinen in einem gedämpften Licht. Das weiß sie.
Nun steht sie dort an dieser Klippe. Sie stand schon öfter an solchen Klippen, aber diese scheint anders. Hinter ihr liegt sie. Die Ebene. Sie ist nicht das was sie sich wünscht, aber sie hat einen entscheidenden Vorteil: Sie ist halbwegs sicher. Es gibt keine Klippe. Es gibt immer wieder kleinere Gruben und größere Felsen, aber im Großen und Ganzen ist die Ebene sicher. Umrandet von einem seichten Fluss, der um die sie herum fließt. In diesem kann man nicht ertrinken, aber er trägt einen auch nicht zu einem Ziel. Die Ebene ist nichts Besonderes und das Licht ist nicht besonders hell, aber sie ist sicher. Sie weiß, dort kann ihr nichts passieren, sie kann nicht fallen. Vor ihr aber, liegt diese unbekannte Tiefe. Sie kann nicht erkennen was sie dort erwartet. Es ist nebelig. Undurchschaubar. Sie erkennt nur dieses gleißende Licht zu dem sie sich hingezogen fühlt. Sie steht vor der Wahl. Sie weiß, sie will dieses Licht. Sie will das Ungewisse. Sie weiß, wenn überhaupt, dann kann nur das Ungewisse für sie bereit halten was sie sich schon als kleines Mädchen erträumt hat. Die Ebene hat das nicht, das weiß sie, denn sie kennt die Ebene gut. Sie birgt nicht ihren Traum, aber sie ist sicher. Sie schaut wieder in den glänzend hellen Nebel. Sie kann nicht erkennen was sie dort erwartet. Ein weiches Netz in welches sie fällt und wo sie von tausenden Federn umschlossen wird? Unwahrscheinlich, dies ist schließlich kein Märchen. Vielleicht eher eine moosbedeckte sonnenbeschienene Wiese, umringt von hohen dichten Wäldern, auf der es regelmäßige Regenschauer gibt, aber auch viel Sonnenschein. Eine Wiese auf der sie landet, sich wohl und geborgen fühlt und weiß dort gehört sie hin? Oder ist dort einfach eine weitere Ebene? Ein neues völlig unbekanntes Plateau mit Klippen und Steinen, wo sie hart aufschlagen wird und sich erneut ganz allein, völlig orientierungslos und ohne Schutz hindurch kämpfen muss? So lange, bis sie wieder an solch einer ungewissen Klippe steht, oder aber letzten Endes die Kraft verliert und in dem seichten Fluss bleibt und sich treiben lässt bis dieser und auch sie selbst irgendwann austrocknet? Vielleicht ist dort aber auch etwas völlig anderes? Etwas das völlig fern ihrer Vorstellungskraft liegt? Sie fragt sich: Was ist die richtige Entscheidung? Sie weiß es nicht. Aber sie weiß auch, dass sie es nie wissen wird. Sie weiß, das was sie sich so sehr wünscht, bekommt sie nur wenn sie sich dem Ungewissen hingibt. Sie schaut sich wieder zu ihrem Plateau um. Dieses Plateau, das sie kennt. Ihr Fluss, dem sie sich im Zweifel hingeben kann und der sie an die richtige - oder zumindest eine andere - Stelle treibt falls mal wieder ein Geröll zu steinig ist. Sie schaut sich ihre Ebene an, dann dreht sie sich herum, schaut nach unten in den Nebel. Schaut in das Licht. Sie zögert. Schaut sich noch einmal zu ihrer Ebene um, dann in den Abgrund. Sie lächelt…und sie springt…

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Donnerstag, 21. Juli 2011
Frauen, Männer und Toastbrot...
Hier sind wir: Mädchen und Frauen. Klein, groß, dick, dünn, blond, brünett, rot oder schwarz, schön und weniger schön, ganz egal, Hauptsache weiblich. Eigentlich läuft in unserem Leben alles gut, bis auf eine Kleinigkeit. Männer! Männer sind für uns auch nach vielen Jahren ein Buch mit sieben Siegeln, ein achtes Weltwunder, ein Phänomen, ein Geheimnis, völlig undurchschaubar. Ich meine – mal ehrlich – als wenn die Welt nicht sowieso schon kompliziert genug ist: Studium, Wohnung, Freunde, Job…
Nix mehr mit: Du wirst geboren, du bist ein Mädchen, du heiratest, du wirst Mutter, das ist dein Job. Du lebst, du arbeitest, du weinst, du hast Spaß, du wirst alt, du stirbst. Klar, stringent, übersichtlich, prägnant.

Nein heute läuft das anders: Heute wirst du geboren und hast dann erst mal Zeit dir die folgenden Jahre darüber klar zu werden ob du ein Mädchen oder ein Junge bist. Wenn du herausgefunden hast, welches Geschlecht dir bei der Geburt zugeteilt wurde – na wahrscheinlich schon vorher, aber machen wir es mal nicht noch komplizierter als es ohnehin schon ist, ich finde es reicht bei der Geburt zu beginnen – wenn du also weißt was du hast, dann hast du die folgenden Jahre Zeit darüber nachzudenken ob du denn mit eben jenem Geschlecht auch zufrieden bist oder ob du gerne ein anderes hättest. Mal abgesehen von der Frage ob du nach einem gleich-geschlechtlichen oder anderes-geschlechtlichen Partner Ausschau hältst, kommt ja dann noch hinzu ob gleich bzw. anders bezogen auf dein aktuelles eigenes Geschlecht, oder bezogen auf dein eigentliches Wunschgeschlecht …Und da ist er auch schon der erste Knoten im Gehirn, ich möchte das an dieser Stelle nicht weiter ausführen…

Nun, gehen wir einfach mal davon aus, dass du es geschafft hast diese Frage zu klären – neben den alltäglichen Problemen und Minidramen in den Bereichen Schule, Eltern, Geschwister und Freunde, klar! – Du hast dich entschlossen, weiblich zu sein, weiblich zu bleiben und nach einem männlichen Gegenstück zu suchen bzw. dich von eben jenem finden zu lassen – nenn es wie du magst, am Ende kommt es aufs Selbe hinaus. Ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass ich nur von dieser einen Perspektive ausgehen kann, weil mir für eine andere Variation die Subjektivität fehlt.

Nun, am Anfang läuft das alles eigentlich ganz gut. In der Grundschule ist es ganz klar der kleine Junge aus deiner Parallelklasse zieht dir an den Haaren, reißt dir dein Haargummi und damit verbunden die Hälfte deines Haupthaares aus und schreibt sich in deinem Poesiealbum „aufs letzte Blatt, weil er dich am liebsten hat“. Das Ding ist geritzt, ihr seid ein Paar. Fertig. In der Unterstufe wird es schon etwas schwieriger, aber auf eines ist immer Verlass: „Willst du mit mir gehen, bitte kreuze an: Ja, Nein, Vielleicht, ich will Toast.“ Du kreuzt „ja“ oder „nein“ an – mal ehrlich hat jemals jemand „vielleicht“ angekreuzt? Nein! Damals gab es „vielleicht“ noch nicht. – Alles ist geklärt. Dann kommt die Mittelstufe jetzt geht’s langsam zur Sache, am Anfang ist es noch relativ eindeutig, ihr habt geknutscht, also seid ihr ein Paar. Zack! Doch die Mittelstufe ist lang…irgendwann kommen die ersten unerlaubt besuchten Oberstufenpartys, man knutscht und am nächsten Tag läuft man auf dem Schulhof einfach aneinander vorbei, jetzt geht’s langsam los. Knutschen ja, Paar nein. Es beginnt schwierig zu werden, man muss sich schon konzentrieren, teilweise interpretieren, aber eigentlich war es schon irgendwie klar: Wenn man mehr als einmal knutscht und vielleicht sogar mal einen Abend zu zweit verbringt, genau wie einmal knutschen im Kino, oder im Park und man ist ein Paar. Es wird nicht gefragt, es muss nichts besprochen werden, die Regeln sind klar. Dann kommt die Oberstufe, knutschen allein reicht längst nicht mehr aus um „zusammen zu sein“, - immerhin das ist gewiss - jetzt muss schon beinahe eine klare Ansage oder Sex her. Aber es bleibt doch noch mehr oder weniger sicher, man hatte Sex, man ist zusammen – unter Umständen nur ein oder zwei Tage – aber es bedarf inzwischen schon einem „ich mache Schluss“ um das Ganze zu beenden. Das war doch irgendwie noch alles überschaubar. Bis zum Abitur, war die Sache durchsichtig, die Stadt klein, jeder kannte jeden, die Schule zentraler Dating-Pool. Es gab mehr oder weniger klare Regeln.

Doch dann geht es los. Mit der Hochschulreife scheint nicht nur die Weiche für die Universität gelegt zu werden, sondern auch die Regeln für zwischenmenschliche Beziehungen – vor allem zwischen Mann und Frau – scheinen weich zu werden. Ab dann ist alles anders, große Stadt, viele Leute, man sieht sich nicht wieder wenn man nicht will, ausufernde Partys, viel zu viel Alkohol und andere Drogen. Regeln, Richtlinien oder gar einfach nur ungeschriebene Übereinkommen? Fehlanzeige! Man knutscht „einfach mal so“ – wenn es sich ergibt auch verschiedene Jungs oder Mädchen an einem Abend. Solange nur geküsst wird – und sei es noch so wild - ist alles unverbindlich. Man knutscht, man ist kein Paar. Es hat nichts zu bedeuten. Soweit so gut. Soweit so klar. Aber dann geht es weiter, man knutscht im Kino, man knutscht zuhause, man trifft sich 5 Wochen lang, fährt in den Kurzurlaub, fährt zu Festivals und verbringt unglaubliche Nächte mit allem was dazu gehört. Aber: Man ist kein Paar. Hmmm… Langsam wird’s richtig kompliziert. Alternativ kann man auch über drei oder vier Monate hinweg richtig guten Sex haben wann immer es möglich ist, man kuschelt, streichelt und schmust und macht und tut. Aber eine Beziehung? Nein danke.

Also bitte… an dieser Stelle bin ich nun raus. Ich verstehe es nicht mehr, habe offiziell aufgegeben. Und glaubt mir es geht nicht nur mir so, wenn ich mich im Kreise meiner Freundinnen so umhöre, komme ich schon ein wenig ins Grübeln…Nochmal langsam: Küssen – egal wo, egal wie oft – bedeutet gar nichts. Ok. Da komm ich noch mit. Find ich auch gut. Sex egal wo, egal wie, egal wie oft – bedeutet gar nichts. Auch das kann ich noch verstehen, sofern es geklärt ist. Klare Ansagen in Form von „versprich dir nichts“ oder „ich finde dich toll, du bist eine tolle Frau, ich bin sicher du bekommst dein Happy End, aber ich werde es nicht sein.“ und dann trotzdem noch wilden aber unverbindlichen Trieben nachgehen. Find ich gut, kann ich verstehen. Ich persönlich mag klare Ansagen. Sie sind sehr nützlich. Bis hierhin bin ich auch noch weitestgehend sicher das Spiel mitspielen zu können, weil mir die Regeln – oder das was davon übrig ist - bekannt sind.

ABER: Und jetzt geht’s wirklich los. Obiges sagen und dann die ganze Nacht kuscheln, sich stundenlang durchs Haar streichen, sich während’dessen’ tief in die Augen sehen und zärtlich küssen, das macht das Ganzen dann doch etwas komplizierter. Wie um alles in der Welt sollen wir Frauen – ja Jungs, ich bin sicher das gibt’s auch andersrum, aber der Klassiker ist dann doch dieser Richtung - dann denn nicht in ein Gefühlschaos geraten?

Wir können Sex und Liebe nicht trennen?!?! Oh doch: Ich finde wir können das schon, manchmal erscheint es mir eher als könntet ihr es nicht. Wobei ich möchte die Herren an dieser Stelle in Schutz nehmen. In meinen Augen handelt es sich dabei eher um ein Missverständnis als um böses Verhalten. Denn es ist doch mal so: Kuscheln und stundenlange Zärtlichkeit gehören doch irgendwie klassischerweise in den Bereich der Liebe, oder des Verliebt seins, zumindest in den wir-probieren-es-mal-miteinander-Bereich. Im Endeffekt ist es so: Würden wir alle die Grenzen nicht verschwimmen lassen, dann würden wir uns auch nicht in unsere unverbindliche Affäre verlieben. Würdet wir nicht Affäre sagen und Beziehung handeln, dann würden wir uns auch keine Hoffnungen machen. Kurz: Ich glaube das Verhältnis ist einfach unübersichtlich und kompliziert geworden. Und Schuld hat: Irgendwie alle und keiner. Stellt sich die Frage woran es liegt? An einem Überangebot an Reizen? An der Kurzlebigkeit der Welt? An zu vielen künstlich mit Photoshop erzeugten Zeitschriften-Schönheiten, die uns normale Mädchen immer in den Schatten stellen werden? Daran, dass die Jungs angefangen haben die Spiele der Mädchen zu spielen, sie aber nicht beherrschen? Daran, dass die Mädchen anfangen die Spiele der Jungs zu spielen und diesen auch nicht mächtig werden? Was in Kombination natürlich zu einer exorbitant großen Menge an Missverständnissen führen MUSS? Sind wir einfach nicht mehr in der Lage Entscheidungen zu treffen? Oder wollen wir gar diese ewig währende Unsicherheit und dieses Chaos? Ist es für euch Jungs eigentlich genau so kompliziert? Ich kann es nicht sagen, aber ich weiß: Manchmal hätte ich gerne noch mal einfach einen Zettel auf dem steht: „Willst du mit mir gehen?“ Und sei es nur um anzukreuzen: Ich will Toast.

© AylaElin (Mai, 2011)

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Ich darf das – ich bin ein Prinzesschen!
Kommen wir zum letzten Teil der Online Dating Studie im Selbstversuch. Ob es wohl ein Happy End geben wird? Hat man sich also durch die Vorschläge der Online-Foren gekämpft und kommt nach zwei bis drei oder fünfundzwanzig Mails zu dem Schluss, es hilft ja alles nix man muss sich mal treffen um eine valide Entscheidung bezüglich der Auswahl eines Partners treffen zu können. Zunächst einmal muss ich an dieser Stelle sagen: Man, man, man…das Internet hat seine Tücken. Treffender als Roger Cicero kann man es eigentlich nicht ausdrücken: „In der Internet Single Börse sind alle reich und schön, da ist man höchstens neunundzwanzig, das ist ein Online-Phänomen. Sie haben tausend geile Hobbies, sind alle sportlich und auf Diät. Die Blase platzt – beim ersten Date.“

Die Blase platzt beim ersten Date! Aber so was von. Ich setze mal einfach voraus, dass wenn man sich mit jemandem trifft, man vorher einen guten Eindruck bekommen hat und sich darauf freut seinen „Prinzen“ kennenzulernen. Aber was muss man dann erleben? Was muss man sich anhören? Es ist wirklich … zum Verzweifeln und es fehlt der „Klick und weg“ – Knopf.

Zunächst mal wäre es ja schon mal schön, wenn die Angaben die man Online macht mit der Realität übereinstimmen: Ich möchte gar nicht anfangen über Mr. „Big“ zu sprechen der stolz seine 1,80m Körpergröße anpries (ich glaube ich mache in meinem Profil sehr deutlich, dass ich große Männer mag) und sich als 1,64 kleines Männlein entpuppte – also ein Mann zu dem ich runter schauen muss…ok, es mag oberflächlich sein, aber neiiiiin. Auch gehe ich nicht auf Mr. „Sporti“ ein, der sich als gut trainiert beschrieb und letzten Endes mindestens 120kg auf die Waage brachte. Hoch lebe Photoshop! Einen Herrn erkannte ich tatsächlich nicht, weil er das Foto seines gutaussehenden Freundes online stellte. Hmm…was soll ich da sagen? Zum Glück habe ich gute Freunde denen ich mit einem kurzen Klingeln ihres Handys klar machen kann, dass sie jetzt sofort einen schweren Unfall haben müssen oder einen Wasserrohrbruch, ihr Hamster stirbt oder sie ihren Freund mit einer anderen erwischt haben .. egal was, jedenfalls – jetzt – dringend – tut mir auch furchtbar leid ...jedenfalls „Ich muss weg“

Gehen wir aber mal davon aus, dass zumindest die Eckdaten betreffend Fiktion und Realität übereinstimmen. Die ersten fünf Minuten kann man ja meist noch mit Small Talk über Wasser halten, doch dann, geht’s ans Eingemachte. Was man sich so anhören muss. Ich erinnere mich an die Worte von Herrn „Kontrolletti“: „Also, ich plane jetzt auf’s Land zu ziehen. Dort kaufe ich ein Haus. Mein Auto verkaufe ich, weil Auto fahren ist schlecht für die Umwelt. Einen Hund kaufe ich und in zwei Jahren muss das erste Kind im Garten krabbeln. Ich brauch halt nur noch ne Frau. Überleg dir ob du damit klar kommst, ansonsten ist das hier Zeitverschwendung.“ Im ersten Augenblick glaub ich noch er scherzt, aber anhand seines eindringlichen Blickes sehe ich: Der scherzt nicht! Der meint das ernst! Und ich stehe vor der Wahl: Verkaufe ich meine Seele, oder versuche ich möglichst unbeschadet aus der Situation zu kommen? Und dann klingelt mein Handy: „Ich muss weg“. Mr. „Jack Daniels“ war auch wirklich charmant. Ne knappe Stunde zu spät kommen und sich dann innerhalb von zwanzig Minuten so abschießen, dass man nicht mal mehr stehen, geschweige denn gehen kann, hmm möglicherweise musste er sich mich schön trinken!?! Man weiß es nicht….jedenfalls…“Ich muss weg“. Auch schön war Mr. „Ich zeig im Profil mein Lächeln nicht“, was sich dadurch äußerte, dass er sich einen Zettel vor den Mund hält. Sehr innovativ wirklich. Als er vor mir stand wusste ich wieso er das tat. Nun, wenn man ein solch charmantes Lächeln wie Jürgen Vogel hat…jaaa da kann man den Zettel verstehen. Mich dann ganz skeptisch beäugend stellt er fest: „Is aber jetzt schon anders als auf den Fotos oder?“ Irritation auf meiner Seite. Ein skeptischer Blick an mir herunter: „Viel Sport machste aber nicht, oder?“, ich weiß schon nicht mehr ob ich lachen oder zuschlagen soll, entscheide mich aber für die höfliche Variante. Ich lache und erkläre ihm ich würde eigentlich regelmäßig joggen. Um mir dann sagen lassen zu müssen: „Ja das sieht man, hast ja schon recht kräftige Oberschenkel.“ … autsch, diejenigen die mich kennen wissen jetzt natürlich, dass ich kein 34kg-Mager-Model bin, jedoch eigentlich ne ganz ansehnliche Figur habe…aber dann klingelt auch mein Handy und ich muss weg. Mr. „Freigeist“ hingegen hat es richtig weit gebracht. Drei Treffen - nach einigen Startschwierigkeit zumindest – ein echter Rekord auf dem Gebiet. Stellte aber dann fest, dass ich ein Prinzesschen bin. Weil ich kann kein Mathe und Spinnen mag ich auch nicht. Ja! DAS ist definitiv Prinzessinnen-Image. Auch hier kann ich sagen, die Leute die mich kennen, wissen: Ich bin alles, aber ganz bestimmt kein Prinzesschen. Aber interessant fand ich, dass dem Herren am Ende des dritten Treffens sein 6jährige Sohn einfiel. Nett! Das sind ja auch Dinge die ich nicht wissen möchte und schon gar nicht, wenn ich im Grunde danach gefragt habe. Aber er fand ja außerdem ich sei zu konservativ und nicht freigeistig genug. Tja, was soll ich zu Mr. „Freigeist“ sagen? Reden ist nicht alles, auch Verhalten hinterlässt einen Eindruck, ein Mädel nachts um 23 Uhr nicht zur Bahn begleiten oder schnell heimfahren, wo die Wohnung doch auf dem Weg liegt…puhh…was soll ich sagen? Ziemlich wenig Gentleman…waaas? Gentleman ist konservativ? Ich hätte aber gern einen, und ich darf das, schließlich bin ich ein Prinzesschen…

So und damit endet für mich auch nun hochoffiziell die empirische Untersuchung des Online Datings. Mein Resümee fällt mager aus. De facto: Für mich ist das nichts. Aber ich hoffe sehr irgendwann mal ein Paar kennenzulernen die sich über ein Dating-Portal kennengelernt haben, damit ich in Erfahrung bringen kann was ich falsch gemacht habe. Jedenfalls mach ich es ab heute wieder über die herkömmliche Art. Ich suche nicht mehr. Ich lass mich finden. Von dem gutaussehenden, großen Gentleman, der auch heute noch weiß wie man ein Mädchen zu behandeln hat und mit einer Frau umgehen kann, die kein Mäuschen ist, sondern Charakter hat. So wird das gemacht. Was denn? Das ist zu einfach? Zu konservativ? Zu unnahbar? Egal: Ich darf das – ich bin ein Prinzesschen!

© AylaElin (Juli, 2011)

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Klick und Weg! - Aus der Hölle des Online Dating...
…ich sah also diese Werbung von dem Online-Portal und dachte mir: Wieso eigentlich nicht? Ich meine, eigentlich ist das schon sehr verzweifelt und so richtig begeistert war ich auch nicht, aber warum nicht mal etwas Neuem eine Chance geben. Ich meldete mich also an…und nach 2 Tagen und gefühlten hunderttausend Anfragen zweifelhafter Natur…wieder ab. Mit der Zeit hört aber von einigen Freunden die über zwei, drei Foren berichteten die wohl „besser“ beziehungsweise „erfolgsversprechender“ sein sollten. Letzten Endes – nach ewigem darüber Nachdenken selbstverständlich – meldete ich mich in einem Forum an, bei dem ein so genanntes Partner-Matching stattfindet. Man quält sich also zunächst durch einen stuuuundenlangen „psychologischen“ Test – mich würde ja wirklich mal interessieren, was ein tatsächlicher Psychologe zu sowas sagt – in dem man sich selbst einschätzen muss. „Wie hübsch sind Sie auf einer Skala von 1 – 10?“, „Wie intelligent sind Sie auf einer Skala von 1 – 10?“ Ich war ein bisschen verwirrt muss ich zugeben: Meiner Meinung nach, kann man sowas ja immer nur im Vergleich zu etwas anderem einschätzen. In meinem Fall: Im Vergleich zu unseren Darstellern aus Doku-Soaps im Privatfernsehn gebe ich mir locker eine 8, vielleicht sogar eine 9. Im Vergleich zu Albert Einstein oder Sigmund Freud kann ich froh sein, wenn ich mit einer 2 oder 3 davon komme. Wie also soll ich das einschätzen? Da geht es schon los. Dann im nächsten Schritt geht es darum seine Wünsche bezüglich des Partners zu klicken. Haarfarbe, Augenfarbe, Größe, Gewicht, favorisierte Porengröße und Penislänge… Nun ging ich ja davon aus, dass ich mir selbst einen Gefallen erweise - und es ja auch im Sinne des Erfinders sei - wenn ich dort weitestgehend ehrliche Angaben mache. Äußerlichkeiten, meine Wünsche betreffend, habe ich offen gelassen – man will ja schließlich nicht oberflächlich sein. Der erste Schritt war also getan, psychologisches Gutachten ausgefüllt, Wünsche festgelegt…weiter geht’s.

Es kommen nun also die ersten Partnervorschläge. Und damit heiße ich euch herzlich willkommen in der verstörenden Welt des Online-Datings: Man bekommt also vom System Partner vorgeschlagen. Eigentlich gar keine so schlechte Idee – denke ich mir zunächst. Aber ich merke schnell, dass es kaum etwas Dümmeres gibt. Das Problem besteht im Individuum selbst und dessen eigener Wahrnehmung. Wünsche ich mir einen intelligenten Mann und der Straßenfeger hat sich selbst eine 10 gegeben, so wird er mir vorgeschlagen. *grmpf* So hatte ich das eigentlich nicht geplant – nichts gegen Straßenkehrer natürlich! Weiterhin frage ich mich natürlich, wenn ich explizit auf Nichtraucher bestehe, wie können bei 70% der Vorschläge starke Raucher dabei sein. Das hingegen scheint ein Problem im System zu sein. Ich finde mich also zunächst damit ab und erfreue mich an einer Funktion des System mit der man mit einem Klick die Vorschläge ins Nirvana befördern kann. Klick und weg, quasi.

Gehen wir nun über zu der nächsten Skurrilität: Der Mann an sich, in seiner Position als selbstpräsentierendes Wesen. Thema Nickname: Man möchte mit seinem Online-Namen natürlich Aufmerksamkeit erregen. Ich frage mich nun immer wieder, was sagt der Name – den man sich in diesem Fall ja selbst gegeben hat – über einen eigentlich aus? Sind die Herren die sich, „is_doch_egal“, „sag_ich_nicht“, „istfastpeinlich“ oder „jawasweißich“ nennen, auch in der zukünftigen Beziehung so „unglaublich lustig“, oder einfach nur ignorant? Finden sie das macht sie geheimnisvoll? Was ist mit Mister: „Jack-Sparrow85“, „David_Beckham“ oder „Ginas_Lover“? Haben sie eine Persönlichkeitsstörung und vergessen wer sie sind, oder sind sie selbst so unspannend, dass sie sich hinter großen Berühmtheiten verstecken müssen? Und was wollen mir eigentlich „Gigolo 84“, „HotSummer83, „Intenso“ und „kingsize_cgn“ sagen?!?! Möchte ich überhaupt wissen, was sie andeuten wollen? Werde ich Herrn „lostinchaos“ mein Leben lang alles hinterher räumen müssen? Wird Mr. „austrainiert“ jetzt fett? Und wie darf ich mir die hintere Seite von „eselrücken“ vorstellen? Lohnt es sich überhaupt in die Nähe von „Muttis_Liebling“ zu kommen? Und wo werde ich wohl „AndieTheke“ immer aufgabeln müssen? Ich könnte das unendlich fortsetzen, aber es wird nicht besser, glaubt mir. Auffällig fand ich, dass es im Raum Köln sehr viele Herren gibt die es als kreative Glanzleistung zu empfinden scheinen sich als „Köllefornication“ zu bewerben…hmm…Mein persönlicher Tipp, an dieser Stelle, für die Herren: Auch wenn „Knuddelbärchen“ und „HappyHippo“ bei euch vielleicht lustig ist, irgendwie kommt es bei den Ladies nicht so an. Klick und weg. Dann doch lieber klassisch, pragmatisch: „Kölner78“, „Alleine83“, „boarder_72“, Andy88“ oder „Single123“ – nicht kreativ, aber eben auch nicht abschreckend.

Das Beste scheint also zu sein die Namen erst einmal zu ignorieren, denn wer weiß vielleicht verbirgt sich hinter „brat_pitt79“ ein echter Johnny Depp? Nächstes Augenmerk ist natürlich das Foto. Erstaunlich viele haben überhaupt kein Foto eingestellt, was natürlich nicht so ganz dem Sinn der Plattform entspricht. Bei diesen Herren – übrigens meistens Herr „sagichnicht“ und Mr. „wasweißich“ – gibt’s nur eins: Klick und weg. Ich weiß, ich wollte nicht mehr oberflächlich sein. Aber mal ehrlich und unter uns, wer möchte sich schon mit einer Vogelscheuche treffen, von der man eh von vorne herein weiß, dass man sich nicht vorstellen kann auch nur annähernd an körperliche Aktivitäten zu denken? Und jetzt kommt’s, meine Frage an die Welt der Jungs: Was denkt ihr euch eigentlich wenn ihr eure Fotos wählt? Ist euch eigentlich klar, dass wir die sehen können? Und macht ihr euch bewusst, dass es sich dabei um den ersten Eindruck handelt? Ich kann ja nur für mich sprechen, aber ich finde es nicht ansprechend wenn ein Kerl sich einen Kochtopf auf den Kopf setzt und einen Spülschwamm zwischen die Zähne klemmt. Will man(n) mir damit sagen, dass er gerne Hausmann wäre? Verkehrshüte sind ebenfalls keine annehmbare Kopfbedeckung und Saugnäpfe auf der Glatze verteilt bringen mich auch nicht in Wallung. Ich sage: Klick und weg. Ein verschwitztes Zieleinlauffoto vom letzten Marathon – und dann dabei nicht mal locker frisch aussehen wie Vin Diesel, als würde er gerade vom pinkeln kommen, sondern eher wie jemand der kurz vorm Exitus steht – ist definitiv auch nicht ansprechend. Sportinteresse kann man auch anders ausdrücken, falls das die Aussage sein soll. Ich würde sagen, ein klassischer Fall für: Klick und weg. Und dann, meine Herren wieso Unterhosenfotos? Wieso stellen sooo viele Jungs Unterhosenfotos ins Netz – und damit meine ich nicht, Fotos ihrer Unterhose…nein…meistens steckt der Versprecher noch in dem Teil drin. Sorry – geht gar nicht. Will ich nicht sehen. Zumindest noch nicht! Heyyy wo bleibt da die Spannung? Ich weiß, ihr findet das toll, wenn wir uns halb nackt auf dem Bett räkeln. Wir finden das nicht toll. Zumal das bei euch auch selten so gut aussieht wie bei uns. Klick und weg.

Möglicherweise ist es also auch ganz gut, das Foto erst mal zu ignorieren, aber ich persönlich muss gestehen, das schaffe ich ihm Regelfall nicht. Gehe ich also einfach mal davon aus, dass sich tatsächlich auch irgendwann mal ein Herr mit normalem Namen und einfach hübsch in die Kamera lächelnd in meine Vorschläge verirrt hat, schaue ich mir sein Profil an. Oh je – allein über dieses Kapitel könnte ich ein ganzes Buch schreiben…Ich versuche mal mich kurz zu fassen. Die meisten schreiben wenig bis gar nichts. Klick und weg. Was soll ich mit jemandem der keine Informationen von sich gibt? Ist ja jetzt auch nicht so ganz der Sinn des Online-Portals, oder? Dann gibt es ja immer diese wundersamen Herren die auf die Frage, “Wie sollte deine Traumfrau sein?“ Antworten mit: „Wie DU!“ – Jo, wieso nicht, hat ziemlich viele Traumfrauen, der Gute. Klick und weg. „Was ist dir wichtig?“ „Meine Mama.“ „Fußball“ und „Meine Mama“ – hmm…ist ja schon irgendwie klar, dass die Mutter einem wichtig ist, ich persönlich finde es allerdings nur erwähnenswert, wenn die Mutter einem nicht wichtig ist. Anderenfalls gehe ich mal einfach davon aus, dass sie es ist. Klick und weg. „Welche drei Dinge nimmst du mit auf eine einsame Insel?“ – Allein für die Frage sollte man diese Plattform verklagen – Antwort: „DICH, DICH und natürlich DICH!“ Ähhhmm…also zunächst einmal habe ich noch keine drei Persönlichkeiten und dann was ist wenn ich gar nicht auf einer einsame Insel will?!?! Und schon mal gar nicht mit dir? Klick und weg. Dann als letzten Punkt: Grammatik und Rechtschreibung – ok, ich gebe zu ich bin da ein Freak, aber ich finde wenn man sich im Internet präsentiert, dann ist der erste Eindruck ja doch Sprache, Stil und eben Ausdruck. In dem Fall sollte dies doch dann auch stimmen. Es sind ja auch immer nur zwei bis drei Sätze. Und keine ewig langen Texte in denen sich einfach schnell mal der Fehlerteufel einschleicht. Und ich rege mich auch nicht über klassische Vertipper wie bei „uach“ oder „natrürlich“ auf. Wenn man(n) allerdings versucht mit Sätzen wie: „Du bist mein Traummfrau, weil du so lib kuckst“ oder „natührlich kann ich kochen“ bei mir Interesse wecken möchte…neeeee, dann mag ich nicht. Klick und weg. Einige meiner Freunde werden an der Stelle sagen, komm ich hab schon Hausarbeiten von dir Korrektur gelesen. Du bringt da teilweise auch Klopse…jaaa deswegen lasse ich sie Korrektur lesen. Und über falsche Interpunktion beschwere ich mich auch nie. Aber das man ziemlich, natürlich, nämlich nicht mit „h“ schreibt und gucken, nicht mit k, gehört wirklich in den Stoff der ersten Klasse. Und im Übrigen, in Anlehnung an Bastian Sick, ich finde der Genitiv ist eine super Sache und hat durchaus seine Daseinsberechtigung. Wenn ich lese „Meine Mutter ihr Essen schmeckt mir am besten“, dann möchte ich nicht nur nicht daran denken in was für einem Konkurrenzkampf ich mit seiner Mutter stände, sondern muss auch erst mal meine, sich aufgrund der Vergewaltigung der deutschen Sprache, kräuselnden Fußnägel wieder glatt bügeln … Ich würde sagen: Klick und weg.

An dieser Stelle muss ich gestehen, wenn es nach all den Vorgeschichten dann wirklich jemand geschafft hat mich bei der Stange zu halten, mir vielleicht sogar eine nette Nachricht - die über „Lust auf ne Affäre“ oder „Hey hab ne Beziehung suche Abwechslung, darf meine Freundin aber nicht wissen, hast du Lust“ oder plump „Sex?“ hinausgehen - dann bekommt er von mir auch einen ordentlichen und netten Anfragen- bzw. Antwort-Text. Gehe ich mal davon aus, dass die Schreiberei dann auch wirklich charmant ist und man sich über die Nachrichten-Funktion ein wenig beschnuppern konnte, kann man ja mal chatten oder telefonieren. Auch da passieren einem die unglaublichsten Dinge, aber zugegeben, die meisten die es bis hierhin schaffen, sind dann auch gar nicht mehr ganz so übel. Da geht es dann doch eher höflich zu und wenn man im ersten Herantasten merkt, dass es doch nicht so das Wahre ist, wünscht man sich alles Gute und geht weiterhin getrennte Wege in der Online-Hölle. Ich muss aber sagen: Die Herren die es schaffen, sich mit Namen, Bild und Profil ordentlich zu präsentieren, sind im Regelfall dazu in der Lage dieses Bild auch weiterhin aufrecht zu erhalten und man verabredet sich zu einem – mehr oder weniger – Blind-Date. Man hat sich ja schon auf Fotos gesehen, aber … oh mein Gott … wie gut sich der ein oder andere doch verstellen kann. Schade nur, dass beim ersten Date eine entscheidende und lebensrettende Funktion fehlt: Klick und weg.

©AylaElin (Mai, 2011)

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Wie lerne man eigentlich einen Mann kennen?
Wenn eine Frau meines Alters schon eine gewisse Weise, eine gewisse lange Weise alleine ist – alleine meint in diesem speziellen Fall ohne Partner – dann kommt man ins Grübeln. Liegt’s an mir? Liegt’s an ihnen (den Männern)? Liegt’s an der Umwelt? Liegt’s am soziokulturellen Gefüge unserer Gesellschaft? Ich wäre nicht ich, wenn ich nicht darüber nachdenken würde und muss feststellen durch theoretisches Abwägen kann man diesem Problem nicht auf die Schliche kommen. Es gibt nur einen Weg das herauszufinden: Das ganz klassische Prinzip nach Jennings und Holmes: „Trial and error“. Also: So lange herum probieren bis man – oder in diesem Fall Frau – eine Lösung hat. Am besten indem man die Möglichkeiten die uns gegeben sind einfach ausprobiert. Und das habe ich in älterer und jüngster Vergangenheit gründlich getan. Zunächst muss natürlich ein Mann her. Ein Mann ,der zudem auch noch grundsätzlich paarungswillig ist. Und zwar nicht NUR paarungswillig, sondern zudem noch bindungswillig – alles andere würde die Untersuchungswerte völlig verfälschen. Ich sitz also so rum und frage mich, wo bekomme ich diesen Mann her und das führte mich letzen Endes zu der Frage: Wie lernt man eigentlich einen Mann kennen?
Ich gehe die Möglichkeiten durch – natürlich tue ich das:
Möglichkeit 1: Im Freundeskreis. Hmm…nach kurzem – na gut langem - darüber Nachdenken muss ich feststellen: Es gibt drei Kategorien von Männern in meinem Freundeskreis: Vergeben, schwul oder völlig indiskutabel. Also fällt diese Möglichkeit für mich leider weg. Es wäre aber auch schön gewesen…
Möglichkeit 2: Beim Ausgehen. Das kann nun wirklich nicht so schwer sein, schließlich machen andere sowas ständig. Ich habe das ausprobiert und ihr werdet davon lesen.
Möglichkeit 3: Internet- und damit verbundenes Blind-Dating. Ok das ist schon irgendwie verzweifelt, aber wer nichts wagt, der nichts gewinnt. Außerdem, wieso nicht mal eine Möglichkeit ausprobieren die angeblich bei hunderten von Paaren funktioniert hat? Ich lege mir also ein völlig ehrliches und ernstes Profil in einem der meiner Meinung nach besseren Dating-Portalen zu und werde sehen was passiert.
Möglichkeit 4: Dating im Dunkeln – die super-duper neue Dating-Soap auf einem unserer einschlägigen Privatsendern…hmm…lass mich kurz darüber nachdenken: Hmm…NEIN! An dieser Stelle möchte ich bemerken, dass ich wirklich nur äußerst kurz darüber nachdenken musste…
Möglichkeit 5: Speed-Dating. Ja, genau – also nein…vielleicht wenn ich 30 bin.
Ich schreibe unter diesem Thread also nun von meinen über die Jahre gesammelten Erfahrungen aus der Welt des Datings und Kennenlernens. Ein Mädchen in der Großstadt, die langsam aber sicher auf die 30 zugeht und die Mid-Zwanziger schon hinter sich hat. Ich bin eigentlich ganz nett und jetzt auch nicht gerade die Vogelscheuche aus Bauer Ludwigs Garten. Es kann also eigentlich nicht so schwer sein … aber dennoch begegnen mir immer wieder die unglaublichsten Skurrilitäten und unerwartete Hindernisse tauchen auf. Die Bandbreite ist unendlich: Lustig, traurig, tragisch, skurril, abgespaced, eklig … manchmal wusste ich nicht ob ich weinen oder lachen sollte.
Wer immer es liest: Habt in erster Linie Spaß dabei! Ich bin mir sicher es wird immer mal wieder etwas Neues dazu kommen…

©AylaElin (Mai, 2011)

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Jahresrückblick 2009
Köln, im November 2009

Alle Jahre wieder…
Jedes Jahr wieder kommt der Wintereinbruch so plötzlich. Einbruch klingt schon so als sei es hinterhältig, bösartig und völlig unerwartet. Doch kommt er wirklich so plötzlich? Nein! Ich denke es liegt vielmehr daran, dass wir uns erfolgreich von Oktober bis November einreden: „Oh nein, das war noch nicht der letzte warme Tag, da kommt noch einer.“ Und wenn dann der erste Frost kommt, trifft es uns völlig unerwartet von hinten. Nur weil wir die Vorzeichen getrost ignoriert haben. Denn eigentlich ist es doch vielmehr so: Kaum sind die letzten warmen Tage vorbei – und das ist in unseren Breitengeraden nun mal bedauerlicherweise meist im September - schon stehen Lebkuchen und Weihnachtsmänner in den Regalen. Weihnachten steht vor der Tür. Und zu Weihnachten ist es nun mal auch kalt, somit kommt der Winter“einbruch“ doch eigentlich gar nicht so plötzlich…

In meinen Augen ist Weihnachten eine wundervolle Jahreszeit. Ab Dezember zumindest - vorher muss ich es noch nicht haben. Alles duftet phantastisch und
überall wo man hingeht glitzert es silbern und golden.
Ich mag Weihnachten. Ich liebe Weihnachtsmärkte, die glänzenden Augen der Kinder, wenn sie die als Engel verkleideten Schausteller sehen und ihre
ängstlichen Blicke, wenn sie ehrfürchtig zum Weihnachtsmann mit seinem goldenen Buch hinaufschauen. Der Duft von Glühwein und Zimt der einem an jeder Straßenecke in die Nase steigt. Das Glockenspiel aus den Kirchtürmen und besinnliche Musik aus den kleinen abgelegenen Cafés, in denen sich frisch verliebte Pärchen an heißem Kakao erfreuen. All diese schönen Dinge filtere ich heraus wenn ich auf der völlig überfüllten Schildergasse stehe und ein paar Minuten inne halte.

Für viele Menschen hat diese Jahreszeit nicht mehr viel mit Gemütlichkeit und Entspannung zu tun. Hektik und Stress in allen Gassen. Aber gehört nicht auch
das ein wenig zum Flair? Wenn der Ehemann am 24.Dezember noch rasch durch die Geschäfte flitzt um ein passendes Geschenk für seine Liebste auszusuchen? Er ist gestresst und hat sich wieder viel zu spät mit dem Gedanken auseinandergesetzt was unter den Christbaum soll. Weihnachten kommt aber auch immer so plötzlich… Aber dennoch, in seinem Herzen ist nicht etwa Gleichgültigkeit oder Desinteresse. Nein, er möchte seiner Frau etwas schenken was ihr gefällt, nicht bloß ‚irgendwas‘. Und genau deswegen, ärgert er sich nicht etwa, weil er ein Geschenk besorgen muss. Nein, er ärgert sich über sich selbst, weil er wieder mal so lange gewartet hat. Alle Jahre wieder. So plötzlich.

Ich mag Weihnachten und alles was dazu gehört. Die Ruhe und auch den Stress. Dieses Jahr steht Weihnachten für mich leider unter einem etwas anderen Stern. Aufgrund der Ereignisse der jüngsten Vergangenheit die mich den liebsten Menschen in meinem Leben missen lassen. Dennoch möchte ich es mir nicht nehmen lassen den lieben Menschen die in diesem Jahr - mehr oder aber auch weniger - da waren ein paar Zeilen zu schreiben. Blicke ich auf 2009 zurück so muss ich sagen: Ich, für mich selber, habe einiges gelernt. Das Leben und der Tod sind
unberechenbar. Das ist gewiss tragisch. Man fühlt sich machtlos und ausgeliefert. Aber andererseits ist es auch gar nicht nur schlimm, denn es gibt uns die Berechtigung uns ab und an ein wenig treiben zu lassen. Man kann die Kontrolle abgeben, wenn man sich nur mal klar macht: Es kommt sowieso anders
als man denkt. Das Leben ist nicht bis ins kleinste Detail planbar. Diejenigen, die mich kennen, wissen, dass gerade dieser Punkt für mich nicht einfach zu lernen ist. Natürlich macht dies Angst. Dennoch, ich versuche das Beste daraus zu machen. Wie oft hat meine liebe Mama zu mir gesagt: „Ja Kind, nächstes Jahr machen wir unseren geplanten Mutter-Tochter-Urlaub.“? Letztes Jahr um genau diese Zeit wollte sie ihr Leben ein klein wenig ändern und etwas mehr für sich tun: „Dieses Jahr“, so höre ich sie als sei es gestern, „lasse ich es mir nicht nehmen mit dir auf den Kölner Weihnachtsmarkt zu gehen...“, „…und im Januar komme ich dann endlich mal mit in die Uni.“ Das war nötig, denn langsam wurde die Zeit knapp, mein Studium nähert sich schließlich dem Ende und sie wollte schon seit dem ersten Tag mal einer Vorlesung inne wohnen. Aber niemand von uns hätte gedacht, dass die Zeit SO knapp war. Zwei Wochen nach diesen beiden Sätzen bekamen wir die Diagnose: Lungenkrebs. Den Weihnachtsmarkt hat sie
nicht mehr gesehen dazu war sie zu krank. Die Uni auch nicht, im Januar war sie schon zu schwach. Von dem „Mutter-Tochter-Urlaub“ gar nicht zu sprechen. Das ist tragisch und für mich zeitweise kaum auszuhalten. Aber ich denke, wir sollten daraus für die Zukunft lernen mal ein wenig öfter etwas Schönes nicht auf „demnächst“ zu verschieben. Dem Alltag mal den Mittelfinger zeigen und einfach was anderes machen. In der richtigen Dosis tut das sicher gut.

Das Leben ist wie es ist. Es kommt ohnehin anders als geplant. Wir haben keine Garantie, aber dass wir keine haben ist garantiert. Und genau aus diesem Grund wünsche ich euch allen von ganzem Herzen eine wunderbare Vorweihnachtszeit – genießt die Märkte, eure Familie, die Düfte und Konzerte. Ich werde das auch tun, denn wer weiß was nächstes Jahr ist...

Ich wünsche euch wunderbare Festtage und für 2010 alles erdenklich Gute!

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Jahresrückblick 2008
Ein persönlicher Rückblick

2008.
Woran denke ich wenn ich an das Jahr 2008 zurückdenke? Ich denke an Niederlagen und Siege. Ich denke an Katastrophen und Glücksmomente. Aber ich stelle mir auch viele Fragen.

Das Jahr 2008 beginnt:
Neuer Superstar wird Thomas Godoj. Der Sommer kommt unerwartet früh und geht erwartend genau so früh. Die Spritpreise steigen so hoch wie noch nie. Das Nichtrauchergesetz wird eingeführt und teilweise wieder abgeschafft.

Fußball-EM-2008:
Deutschland kommt mit mehr Glück als Können ins Halbfinale. Dieses verlieren wir mit Fug und Recht. Stolz sein können wir dieses Mal auf die Nationalelf nicht. Ein Sommermärchen war das auch nicht.

Olympia 2008:
Der Ausrichtungsort der Olympischen Sommerspiele warf heftige Diskussionen auf. Die niedrigen Standards in punkto Menschenrechte stießen auf Kritik. Doch die deutschen Athleten können sich mit 41 Medaillen sehen lassen.

Finanzkrise 2008:
Die Finanzkrise traf die ganze Welt. Kaum einer verstand was eigentlich geschehen war und wie es weiter gehen sollte. Nachrichtensprecher scheinen in völlig fremder Sprache zu sprechen. Man hört nur Worte wie: Subprime Kredite, Bonität, Federal Fund Rate, Inflationsraten, Börsencrash und ähnlich. Was wirklich los ist, versteht der Ottonormalverbraucher kaum. Fakt ist: Irgendwas war nicht gut und es kann wohl nur besser werden.

Amerika 2008:
Besser werden ist das Stichwort. Das historische Ereignis des Jahres am 04. November 2008. Barack Obama schickt McCain nach hause. Mr. Bush muss das weiße Haus verlassen und überlässt die Führung dem ersten afroamerikanischen Präsidenten. Amerika schreibt Geschichte. „Yes they can!“

Diese und noch viele andere Ereignisse stehen für 2008. Was ist nun das Resümee? Wenn ich zurückblicke, so muss ich sagen, einiges muss sich ändern.

Schaue ich mir die Literatur-Bestsellerlisten an, sehe ich an Platz 1:Die Biographie von Bushido oder Charlotte Roches ‚Feuchtgebiete’. Ich denke ich mir: „So liest Deutschland? Ein Armutszeugnis.“ Wo sind sie hin die großen Literaten? Günther Grass, Franz Kafka, Sigmund Freud, Thomas Mann oder aber gerne auch Jane Austen, Henry James oder J.R.R. Tolkien?

Schaue ich mir das Universitätssystem an muss ich den Kopf schütteln. Das Humboldtsche Bildungssystem wird an Eliteuniversität weltweit von Deutschland übernommen. Und was machen wir? Schaffen Diplom, Magister und Examen ab und übernehmen das Bachelor/Master System? Warum? Frage ich mich.Mit dem Bachelor hat man einen Abschluss, aber was für einen? Ein Grundstudium, nichts weiter! Das kann nicht gut gehen.

Und zu guter letzt schalte ich den Fernseher ein und gleich wieder aus. ‚Super Nanny’, ‚Peter Zwegat’, und ‚Bauer sucht Frau’ flimmern über den Bildschirm.
Richtersendungen, die letztes Jahr noch belächelt wurden, scheinen heutzutage fast ein kulturelles Programm zu sein.

Daher:
Mein persönlicher Mann des Jahres 2008: Marcel Reich-Ranicki; „Ich nehme den Preis nicht an.“ Beim deutschen Fernsehpreis 2008 distanzierte er sich vom Fernsehprogramm und gab bekannt, dass er mit diesem „Verein“ nichts zu tun habe. In meinen Augen ein großer Mann, der endlich mal sagt was Sache ist.
Danke!

Alles in allem war 2008 ein facettenreiches Jahr.
Positiv wie negativ. Nutzen wir die Gelegenheit ein wenig zu reflektieren. Ich wünsche euch meinen Liebsten nun erst mal eine ganz wunderbare Vorweihnachtszeit, ein tolles Fest und einen guten Start ins Jahr 2009. Und denkt dran: „Yes we can!“



AylaElin, Köln 2008

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